Flußnymphe  Ihn entzückte der preisgegebene, wehrlose Körper, die geschlossenen Augen, der kaum geöffnete Mund. Ihr Körper schmeckte nach Tau, nach nassen Blumen, nach feuchten Blättern, nach einer Wiese im Morgenlicht. Die Haut; war wie Seide unter seinen Fingern. Er liebte ihre völlige Passivität, ihr Schweigen.

Er spürte, wie er brannte, wie es sich in ihm staute. Er fiel über sie, und als er in sie eindrang, floß Wasser ihre Beine entlang wie bei einer Flußnymphe. Unter seinen Bewegungen schlängelte sich ihr Körper. Er drang tiefer in sie ein, er dachte, sie würde ihm nun antworten, aber ihr lebloser Körper bewegte sich nur im gleichen Rhythmus wie der seine.

Er bekam Angst, daß der Mann und die Polizei ihn so finden könnten. Deshalb beeilte er sich, er wollte kommen, aber es gelang ihm nicht. Noch nie zuvor hatte er so lange gebraucht. Ihr kühler, feuchter Schoß, ihre Passivität reizten ihn und verlängerten die Spannung - aber er konnte nicht kommen.

Er bewegte sich verzweifelt, er mußte Befriedigung haben, mußte seinen warmen Strahl in ihren kalten Körper spritzen. Ja, ja, er wollte kommen! Verzweifelt küßte er ihre Brüste und stieß immer wieder in sie. Aber die Erlösung blieb ihm versagt. Der Schiffer und die Polizei mußten jeden Augenblick da sein und ihn über ihr finden, über dem Körper einer toten Frau! Schließlich hob er sie halbwegs hoch und drückte sie mit aller Macht gegen seinen Schwanz. Dann stieß er ein letztesmal wie ein Wahnsinniger in sie. Stimmen kamen näher; im gleichen Augenblick explodierte er in ihr. Er zog zurück, ließ den Körper fallen und rannte davon.

Tagelang verfolgte ihn die Erinnerung an die Tote. Jedesmal, wenn er unter der Dusche stand, dachte er wieder an das nasse Gefühl ihrer Haut, entsann sich, wie sie in der aufgehenden Sonne geschimmert hatte. Niemals mehr würde er einen so vollendeten Körper sehen. Jeder Regenschauer rief ihm ins Gedächtnis zurück, wie das Wasser aus ihrem Schoß und ihre Beine entlanggelaufen, wie es aus ihrem Mund herausgetreten war, wie weich und glatt sie sich angefühlt hatte. - (nin)

 

Fluß Nymphe

 

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