luß, brennender Falananna stieg, von den Schleudersteinen peinlich angetrieben und durch das Geschrei erschreckt, auf das Geländer der Brücke, um schneller vorwärts zu kommen, aber sein Unglück wollte, daß er, sei es infolge seiner Hast oder weil seine Hüllen sich um seine Füße wickelten, strauchelte und in den Arno stürzte.
Nun war in diesen Tagen ein Flame nach Florenz gekommen, ein großer Feuerwerkskünstler.
Der war bei der Signoria und beim Gonfaloniere gewesen und hatte sich gerühmt,
wunderbare Beweise seiner Kunst zu zeigen. Und just an diesem Tage waren in
ihrem Auftrag zwei von den zehn Mitgliedern des Kriegsrates und zwei von den
Kollegien und noch andere vornehme und angesehene Männer der Stadt gegangen,
um die Probe mit einem besonders zusammengesetzten öl zu sehen, das in Brand
geriet, sowie es das Wasser berührte. Und als sie zur Dreifaltigkeitsbrücke
gekommen waren, hatte jener Meister aus einer Flasche das Öl in den Arno geschüttet,
und sowie dieses den Wasserspiegel berührt hatte, flammte es auf und entzündete
sich, als wäre es mit Feuer, Salpeter oder Schwefel in Berührung gekommen, und
breitete sich im Brennen über eine ziemlich große Fläche aus, worüber unsere
Florentiner ganz baff vor Erstaunen waren. Und so über das Wasser ausgebreitet,
floß das Öl der Strömung folgend brennend dahin, und eben hatte die Hälfte den
Ponte alla Carraia unter dem letzten Bogen passiert, als Falananna vom Geländer
abstürzte, so daß er mitten in dieses brennende Öl fiel. Und dieses heftete
sich alsbald an ihn, wie wenn er mit Pech bestrichen gewesen wäre. Falananna,
der dank dem Wasser und dann auch dem Sand durch den Sturz wenig Schaden genommen
hatte, war, obwohl er bis auf den Grund gekommen war, doch wieder auf die Oberfläche
gelangt und hatte sich auf die Füße gestellt; denn das Wasser reichte ihm gerade
bis an den Nabel. Als er aber die Flammen, die ihn verbrannten, gewahrte, und
noch mehr als er sie spürte, fing er an, aus Leibeskräften zu schreien, und
versuchte sich mit den Händen nach Kräften des Feuers zu erwehren, indem er
sich mit Wasser bespritzte. Ein Gleiches taten die Leute, die in großer Zahl
zur Anlegestelle geeilt waren, um ihm zu helfen. Je mehr sie aber versuchten,
das Feuer an ihm auszulöschen und zu ersticken, desto mehr fachten sie es an,
so daß der arme Mensch unaufhörlich und mit so lauter Stimme schrie und heulte,
daß man es flußabwärts leicht bis Peretola hätte hören können. Und wie er in
seinem Flammenmantel um sich schlug und sich wand, sah er aus wie eine jener
Seelen, die Dante in der Holle schildert. Das Feuer aber brannte und brannte
ihn, und indem es ihn allmählich verzehrte, nahm es ihm das Leben. Die Leute,
die ihm zu Hilfe geeilt waren, hatten ihn unterdessen mit Seilen und Stangen
ans Ufer gezogen, trotzdem aber brannte er weiter; denn je mehr Wasser sie auf
ihn gössen, um das Feuer zu löschen, desto mehr fachten sie es an und gaben
ihm Nahrung, so daß er bereits fast gänzlich verzehrt und verbrannt war. Und
er wäre vollständig zu Asche verbrannt, wenn der Flame nicht auf den Lärm herbeigeeilt
wäre und sich gewöhnliches 01 hätte geben lassen. Mit diesem bespritzte er ihn
über und über, wodurch er zur größten Verblüffung aller Zuschauer im Nu die
Glut erstickte und die Flammen vollständig löschte. Falananna aber lag da wie
ein grüner Birnbaumstumpf, gebräunt und versengt. - Antonfrancesco
Grazzini, Feuer auf dem Arno. Berlin 1988 (zuerst ca. 1550)
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