lugakrobatik Als
ich Polanco erzählte, daß es in meinem Zimmer eine Fliege gibt, die auf dem
Rücken fliegt, folgte eine dieser Schweigepausen, die wie Löcher sind im großen
Käse der Luft. Nun aber ist Polanco ein Freund, und er fragte mich schließlich
höflich, ob ich meiner Sache sicher sei. Da ich nicht reizbar bin, erzählte
ich ihm haarklein, wie ich die Fliege über der Seite 231 von Oliver Twist
entdeckt hatte, das heißt, ich war in meinem Zimmer und las gerade bei geschlossenen
Fenstern und Türen Oliver Twist, und als ich aufblickte, genau in dem
Augenblick, als der böse Sykes die arme Nancy umbringen wollte, sah ich drei
Fliegen, die unter der Zimmerdecke kreisten, und eine der Fliegen flog mit den
Beinchen nach oben. Was Polanco dann sagte, war völlig idiotisch, aber es hat
keinen Sinn, es hier wiederzugeben, bevor ich erzählt habe, wie alles sich zugetragen
hat.
Zuerst fand ich es gar nicht so seltsam, daß eine Fliege mit den Beinchen
nach oben fliegt, wenn es ihr Spaß macht, obgleich ich so ein Verhalten nie
gesehen hatte, aber die Wissenschaft lehrt, daß das kein Grund ist, die Sinneseindrücke
bei etwas, das uns neu ist, in Zweifel zu ziehen. Ich mußte denken, daß das
Tier vielleicht ein Dummerchen war, daß sein Orientierungssinn gestört oder
sein Gleichgewichtsorgan verletzt war, aber sehr bald schon bemerkte ich, daß
diese Fliege so putzmunter und vergnügt war wie ihre Begleiterinnen, die ganz
orthodox mit den Beinchen nach unten flogen. Diese Fliege flog eben nur auf
dem Rücken, was es ihr unter anderem erlaubte, sich bequem unter der Decke niederzulassen;
dann und wann näherte sie sich ihr, und es machte ihr nicht die geringste Mühe,
dort zu landen. Aber da alles seine Schattenseite hat, mußte sie jedesmal, wenn
sie Lust verspürte, auf meiner Zigarrenkiste auszuruhen, mehrere Loopings fliegen,
während sich ihre zwei Begleiterinnen wie Königinnen auf dem Etikett »made in
Havana« niederließen, wo Romeo ungestüm seine Julia umarmt. War sie Shakespeare
überdrüssig, hob die Fliege auf dem Rücken ab und flog in Begleitung der beiden
anderen herum, wobei sie diese aberwitzigen Figuren beschrieben, die Pauwels
und Bergier stur brownianisch nennen. Es war schon seltsam, sah dabei aber merkwürdig
natürlich aus, so als könnte es gar nicht anders sein.
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(cort2)
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