lügelmensch Christian Schad: Agosta, der Flügelmensch, und Rasha, die schwarze Taube
Agosta und Rasha traten auf einem Rummelplatz im Berliner Norden auf, der
nach seinem Grunder ›Onkel Pelle‹ genannt wurde. Agosta stellte seinen
bizarr deformierten Körper zur Schau (und wurde auch den Studenten der Charité
als medizinisches Phänomen vorgeführt), Rasha trat mit einer Riesenschlange
auf, die sich um ihren Körper wand ... Beide Artisten waren verheiratet und
führten ein geregeltes bürgerliches Leben. Agosta etwa beschwerte sich einmal
beim Maler, daß er sich so oft der eindeutigsten Angebote und Zudringlichkeiten
sensationslüsterner Frauen erwehren müsse, an denen er ganz uninteressiert sei,
weil er seine Frau liebe. Rasha lebte mit ihrem Mann, ihrem kleinen Sohn und
der Boa Constrictor in einem Wohnwagen. Unter diesem Wagen hielt sie Hühner,
und Schad erzahlte, sie habe ihm manchmal frische Eier ins Atelier mitgebracht.
Beide schildert er als einfache, aber gefällige, zuverlässige und pünktliche
Menschen. »Sie erzählten mir viel aus ihrem Leben, was interessanter war
als das, was ich bei einem Five-o-clock-tea hätte erfahren können.« -
Mathias Eberle, nach: Peter-Klaus Schuster u.a., George Grosz Berlin New York.
Ausstellungskatalog Berlin 1994
|
||
|
||