löte 
 

 Wen Fillis wehr zu Hause blieben
so wehr sie nicht vmb jhr
Ehren Kräntzlein
komen.

1.

FIllis saß in einem Böttgen /
Coridon pfiff auf dem Flöttgen /
dort an jenem Wasser Strand /
so hell daß auch Fillis eben /
liese beyde Ruder schweben /
daß das Bodt trieb auff den Sand.

2.

So das Fillis nicht mehr kunde /
Ob sie sich gleich vnderstunde
Mit der Arbeit viel zu thun /
Wurden jhr doch Arm vnd Hände
Also müde daß am Ende
Sie rieff ach wer helfft mir nun.

3.

Coridon dort stund vnd lachte
Heimlich bey sich so gedachte /
Ey das Spiel wird seyn vor mich /
Fillis hat mich vor verachtet /
Vnd das Sprichwort nicht betrachtet /
Das Blat kan eins wenden sich.

4.

Fing drauff an also zu singen /
Nie kundt ich zu wegen bringen /
Fillis so viel Gnad von dir /
Daß du ein gut Wort mir geben /
Aber nun schickt sichs gar eben
Daß du hülff begehrst von mir /

5.

Fillis andern Raht nicht wuste /
Als daß sie jhm bitten muste /
Jedoch fast halb Athem loß /
 Coridon kom her gewaden /
Hülff mir auß Gefahr vnd Schaden /
Vnd mein Bodt vom Lande stoß.

6.

Coridon der lose Bube /
Seine Pfeiff im Sack einschube /
Schürtzte seine Kleider hoch /
Kam durchs Wasser hergegangen /
Ließ die Pfeiff vnwissend hangen
Etwann durch ein Hosen Loch.

7.

Fillis sprach verfluchtes Flötgen /
Du machst daß ich vnd mein Bötgen /
Seyn gebracht in die gefahr /
Coridon viel Macht anlegte
Vnd so lang das Bötgen regte /
Biß es von dem Grunde war.

8.

Als es nun fortschwam gar linde /
Schwang sich Coridon geschwinde
Jn das Schifflein nein zu jhr /
Sprach / nun Fillis wirstu müssen
Zehen mahl dich lassen küssen /
Daß soll seyn mein Lohn von dir.

9.

Fillis sprach jedoch vergebens
Nun bin ich die Zeit meins Lebens
Nie gewesen so vexirt /
Als jtzt da mir solche Possen /
Ohn gefehr zu handen stossen /
Jn dem hertzte sie der Hirt.

10.

Vnd da er küst' jhre Lippen /
Fing das Böttgen an zu wippen /
Weil ein grosser Stürm entstund /
Hap hap he giengs auff vnd nieder /
Warff die beyden hin vnd wieder /
Fillis schrie wir gehn zu grund.

11.

Coridon mit seinem Stabe
Langte tieff ins Meer hinabe /
Sprach oho es hat nicht noht /
Hier ist noch kein grund zu fühlen /
Ob die Wellen schon was spielen /
Seyn wir drumb noch weit vom Todt.

12.

Bald wird sich das Wetter legen /
Drumb mir nun versprich dagegen
Wenn ich bringe dich zu Land /
Daß du meiner willst gedencken /
Vnd mir deine Liebe schencken /
Drauff gib Fillis mir die Hand.

13.

Fillis wolle zwar nicht gerne /
Aber weils mit jhr so ferne
Kommen war / sie bey sich nun
(Daß er gut war) wol bedachte /
Sie jhr gute Rechnung machte /
Er würd allzeit gutes thun.

14.

Drumb sprach sie es mag geschehen /
Bath jhm aber zuzusehen
Daß sie nur beym Leben blieb /
Ach ja sprach er / vnd ergriffe
Seine Flödt vnd so lange pfiffe /
Biß das Bodt zu Lande trieb.

15.

Als sie nun zu Lande kamen /
Sie den Weg zu Pusch einnahmen /
Nach dem sah ich sie nicht mehr /
Seht wie Amor doch kan machen
Auß gar kleinen grosse Sachen /
Vnd doch alles ohne gefehr.

16.

Noch ist war das Sprichtwort hewer /
Vorwitz macht die Jungfern thewer
Wehre Fillis nicht auffs Meer
Kommen / vnd dem Flöttgen eben
Nicht genaw gehör gegeben /
Vielleicht sie noch Jungfraw wehr.

17.

Vnd Gelegenheit macht Diebe /
Coridon mit seiner Liebe /
Hett es nie so weit gebracht /
Als da Fillis wolte schiffen /
Daß er damals gleich gepfiffen /
Vnd sie so zur Braut gemacht.

   - Gabriel Voigtländer, nach: Lyrik des Barock I, Hg. Marian Szyrocki. rk 538, Reinbek bei Hamburg 1971

Flöte (chinesische)

Flöte (3)  Die Vallataon waren uns auf den Fersen. Drei Wochen lang quälten sie uns mit den spitzen kleinen Geschossen aus ihren Blasrohren, drei Wochen lang jagten sie uns mit ihren Flöten. Ja, mit ihren Flöten. Die zischelten, piepten und schnarrten hinter uns her, die grollten in den Schluchten und Engpässen, schlugen laut in den Felskesseln auf, besprühten uns, in tausendfachem Echo zurückgeworfen. Vor uns, hinter uns, links und rechts, ringsum hetzten uns tausend entfesselte Stimmen, ängstigten uns, drohten, ließen uns Tag und Nacht keine Ruhe. Es war, als wirbelte jeder unserer stolpernden Schritte in den rollenden Gesteinsmassen einen Orkan von Tönen auf, ein prasselndes Ungewitter, das sich in Flüchen, Schreien, Schluchzen, Geheul, Verwünschungen und rasendem Gebrüll über uns entlud. Streitbare Flöten beschossen uns, zerplatzten wie Schrapnells, vor denen wir uns duckten, andere, schwächere, gurrten so kläglich, daß wir uns erstaunt umwandten, die schrillsten schnitten schmerzhaft in unser Ohr, die dumpferen schlugen uns aus nächster Nähe so heftig entgegen, daß wir zurücktaumelten. Manche Melismen machten uns schwindlig. Es war zum Verrücktwerden. Wir drehten uns im Kreis. Unsere zitternden Reittiere scheuten, und wie sie verloren wir den Kopf. Der Durst schnürte uns die Kehle zu, und die Sonne, die wie ein Gong dröhnte, ließ jeden Stein dieser Einöde aufschreien und die weite Savanne widerhallen wie ein Tamtam.

Wir keuchten mit klopfenden Schläfen vorwärts, wir wagten nicht einen Schuß abzugeben und ließen nach und nach unseren ganzen Troß zurück, Kisten, Lasttiere, schließlich die letzte Kürbisflasche. Wir waren so lange im Kreis, vorwärts, zurück, bergauf und bergab geritten, daß wir uns in dem Labyrinth von Kaminen, Engpässen, Spitzen, Steilhängen, Ebenen, Rücken, Graten, Schluchten und Buckeln nicht mehr zurechtfanden. Unsere Pferde krepierten, wir ritten auf dem eigenen Schatten weiter.   - (mora)

 

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