liege   Wider die Fliegen oder Mücken: Hierwider ist wenig zu tun, wegen großer Menge ihrer stets von neuem ankommenden Rekruten, wofeme man sich nicht will gefallen lassen, Türen und Fenster continue zuzuhalten; dieweilen aber dieses, zumalen bei heißer Sommerszeit, allzu beschwerlich würde fallen und gleichwohlen, ohne Abhaltung solchen von außenher einstürmenden Ungeziefers, alle Mittel darwider nur vergeblich angewendet werden, (immaßen selbiges durch deren keines sich schrecken, noch zurückehalten läßt), als verwahret man die, wegen durchstreichender Luft, offenstehende Fenster und Türen mit engen Gittern von subtilem Garne oder Draht, da keine Fliegen können durchpassieren, alsdann mögen allererst die von innen gebrauchende Mittel etwas verfangen. Deren sicherstes ist, vor andern, (sonderlich dem gefährlichen Gebrauche des Giftes), wenn man gestoßenen Pfeffer, mit Milch angemacht und mit vielem Zucker versüßet, in einem oder mehrern flachen Geschirren ihnen hinsetzet, anbei aber andere Speisen und Getränke vor ihnen verwahret, immaßen sie hiervon, wie es scheinet, den Geruch scheuen und nicht gerne, als aus Not gedrungen, anbeißen. So werden sie in kurzem davon aufgerieben und, was nicht will fressen und krepieren, in die Flucht dardurch getrieben.  - (zauber)

Fliege (2)  Wir hatten den Augenblick seines Eintretens übersehen. Erblickten ihn erst, als ihn das Verstehen der Zusammenhänge plötzlich wie ein Blitz durchfuhr und sein Gesicht in wilden, schauerlichen Krämpfcn sich verzerrte. Die Mutter stürzte betroffen herbei. »Was ist dir, Jakub?!« rief sie atemlos. Sie wollte ihn, völlig verzweifelt, auf den Rücken schlagen wie jemanden, der sich verschluckt hat. Aber es war schon zu spät. Der Vater sträubte sich mächtig und geriet in Harnisch, sein Gesicht zerfiel in symmetrisch gegliederte Bestürzung und verpuppte sich unter der Last der unfaßbaren Kalamität unaufhaltsam in den Augen.

Ehe wir begriffen, was geschehen war, erzitterte er gewaltig, surrte auf und schoß vor unseren Augen als monströse, haarige, stählern blitzende Fliege umher, die in tollem Fluge gegen allc Wände des Ladens stieß. Zutiefst ergriffen, lauschten wir seinem hoffnungslosen Lamento, seiner hohlen, beredt modulierten Klage, die unter der dunklen Decke des Ladens aufwärts und abwärts durch alle Register unergründlichen Schmerzes und untröstlichen Leidens lief. - Bruno Schulz, Die tote Saison, nach (bs)

Fliege (3) 

Fliege (4) 

Die Fliege

Sie saß auf einem Weidenstamm,
beobachtete
einen Teil der Schlacht bei Crécy,
Gebrüll.
Gekeuch,
Gestöhn,
Getrampe] und Fallen.

Während der vierzehnten Attacke
der französischen Reiterei
paarte sie sich
mit einem braunäugigen Fliegenmännchen
aus Vadincourt.

Sie rieb sich die Beinchen
auf einem aufgeschlitzten Pferd
und dachte
über die Unsterblichkeit der Fliegen nach.

Erleichtert setzte sie sich
auf die blaue Zunge
des Herzogs von Clairvaux.

Als Stille niedersank
und nur das Flüstern der Zersetzung
die Leiber umstrich
und nur
einige Hände und Beine noch
zuckend unter der Buche rauften,

begann sie ihre Eier zu legen
aufs einzige Auge
von Johann Uhr,
dem Waffenmeister des Königs.

Dabei pickte eine Mauerschwalbe sie weg,
die auf der Flucht war
auf dem brennenden Estrées.

- Miroslav Holub, nach (arc)


Fliege (6)  . . . sich gehen lassen - dahinleben. -
Nichts ist schwieriger. -

Unbeschreibliche Regsamkeit der Fliegen, der Mücken. Wahre Energiekerne. Auf der blauen, ganz aus Sonne bestehenden Scheibe ein Laufen, ein Begegnen: man geht, man kommt mit kleinem,  munter-hartem Ruck und dem sirrenden Geräusch der Flügel. Und nie ist man zahlreich, nie rege genug. Welche Unruhe, welche hastige Lust, auf der schönen und reinen Vertikale zu laufen, auf dem Staub schwankender Diamanten, im Vorhof aus Feuer und Atomen; vor dem Tod, vor dem Abend muß jeder Punkt dieser Scheibe durchlaufen sein, und auf wunderlich krummen Wegen. Wenn jede ihre Spur hinterließe . . .
Man hat etwas gegen sie, weil sie auf den Kehricht gehen, vor allem aber, weil sie von dort zurückkehren. Was sie vor ändern Liebhabern, die dort verkommen, auszeichnet.

Fliege, schweifende, lästige, unerklärliche, wie für die Ewigkeit reglose Fliege, Bild der ausgewogenen Bewegung und des stillstehenden Gleichgewichts . . , Aber für die Fliege ist keine Zeit verloren, für das Tier keine Handlung zwecklos.

Keine Bewegung ohne Gegenposten in der Buchführung seiner organischen Lebensdauer.   - Paul Valéry, nach (arc)


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