Fleischfressergedicht

 

 Fleischfresser-Gedicht

Nana, Nana, fertig zum Abendessen ?
Laß die Verdunklung runter.
Haferflockenbrei, Nana, wirklich Haferbrei?
Laß die Verdunklung runter.
Ich bin ein braver Junge und habe alle Hausaufgaben fertig.
Ja, Nana, alle diese Bücher gehören mir.
Ja, sie sind immer sehr freundlich gewesen.
Aber die Taube schlägt ihre verdammten
Flügel ans Fenster. Laß die Verdunklung runter.
Die Bücher sind freundlich, aber haben ihren eigenen schrecklichen Willen.
Es sind vier Meilen bis zum Zimmer von irgendjemanden, der nie zu Hause ist,
Oder wenn er es ist, möchte er über Christus und die Macht der Gnade reden.
Und es sind vier Meilen zurück, und du mußt den Nachtbus nehmen.
Und Umsteigen? In den 22iger Bus.
Der nie kommt? Immer und immer regnet es.
Und die Neger? Natürlich sind da Neger.
Laß die Verdunklung runter.
Du sollfest alles wissen, was ich mache.
Warum wollen die Jungs mich nie Bier a n ihrem Tisch trinken lassen?
Läßt du mich Raumfahrer spielen? Ich war ei n braver Junge.
                                   Ich hab alle Hausaufgaben gemacht.
Ich hob meinen Vorteil gesucht. Ich wäre gern Rechtsanwalt geworden.
Aber wegen des Haferflockenbreis an der Wand,
Wegen des Hoferbreis wird meine Mutter mich hassen.
Sie tut es schon? Nana, du schlampiges Flittchen,
Geh runter auf deine harten gelben Knie mit deinem harten edlen Herzen
Und wasch den Brei auf. An der Wand, Nana? Brei an der Wand?
Du möchtest, daß ich auf die Wand gucke?
Auf meine kleine schwarze Mutter hoch oben an der Wand
Wie eine klebrige alte Spinne, die den Brei mit ihren
Tränen abwischt und kleiner und kleiner wird?
Weg von meinem Serum, Nana, Hände weg, horste?
Das ersetzt den Mond und die angeborene Macht
Sich zu verwandeln. Was dachtest du dir dabei, als du den Auftrag gabst
Zwei Tage nach dem letzten Vollmond? Der letzte war am 14-, ein Sonntag.
Schau nicht auf deinen Kalender! Aber laß die Verdunklung runter.
Wir waren hier am 16., ein Dienstag. Du dachtest, ich würde zurückkommen
Mit meinen nassen, schwachen Augen und dieselbe weiße Haut schwenken.
Was ich mit meinem Serum tat! Ich hab es ausgetrunken.

Ich ging an der Kirche vorbei. Die Heiligen waren alle
In Purpur gehalten. Der taube alte Priester
Brüllte mit meiner Mutter herum. Es war
Das Fest der eiternden Wunden.
Da waren sechs Silbersonnen am Himmel,
Das Haarverfilztesich unförmig in meiner Hose,
Die Nagel krümmten sich herunter von meinem ... da sprang ein Junge aus
Dem Sand auf! Er sagte, „Auf keinen Fall,
Weil du Sandalen trägst,
Weil dudein Bier bei Haylofttrinkst,
Weil du Wochsbabies ißt. Faß mich nicht an."
Ich nahm ihn in meine Arme und fing mit den Zahnen an.
Soviel ich konnte, ich stopfte mich voll und mußte es ausspucken.
Jetzt wisch den Brei auf. Feuer, Nana. Laß die Verdunklung hoch.

  - George Stanley, nach: Acid. Neue amerikanische Szene. Hg. Rolf Dieter Brinkmann, Ralf-Rainer Rygulla. Frankfurt am Main 1978 (zuerst 1969

Fleischfresser Gedicht

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