Fleisch, totes   Eine Frau schreitet aus dem Straßendunkel den Tunnelweg entlang auf mich zu — :glattes dunkles, in der Mitte gescheiteltes Haar, das bis auf die Schultern reicht, mit kurzen Stummligen Fingern streicht die Frau l Strähne aus der Stirn u sieht mir direkt in die Augen : ! Sophia — ?soll ich Dich noch immer nur Meine-Thempeutin nennen. (Rasch fingere ich in der Jackentasche nach Pfefferminzbonbons, meine Schnapsfahne zu kaschieren (Sophia darf Inicht riechen, daß ich vor-kurzem Alkohol getrunken hab; sie würde meinen, ich sei rückfällig geworden) — tief wäre ihre Enttäuschung, u: der Schöne-Moment verdorben..... Eilends zerkauen die Zähne das Bonbon, mit kalkscharfer Süße den Rachen brennend —.) —!Sophia: bist Du hergekommen — zu ?mir..... Gelingt mir noch zu fragen (— mit Tränen vom beizigen Pfefferminz).

Lachend nimmt Sophia mit ihren Lippen meine Frage aus dem Mund, dann meinen Arm, hakt sich unter (ich spüre die Wärme ihres Körpers wie freundliche Hände nach mir greifen —), so gehen wir den engen Tunnelweg entlang und überqueren die schweigende Straße, Hand-in-Hand (u wieder das Befremden über ihre so kurzen, stummlig-rauhen Finger). ?Vieileicht ist Elisabeth noch in der Nähe, sie kann noch nicht weit fort sein — : Du sollst sehen, daß es !nicht stimmt, was du mir am-Ende unsrer Ehe sagtest: !Niemals findest du wieder eine Frau, die dich so lieben kann wie ich —.

Im Dunkel eines Baugerüsts drängt sich Sophia an mich, — ich greife mit großer Gebärde unter den dünnen Blusenstoff (!vielleicht, Elisabeth, siehst du !jetzt —), — schwer liegen die Brüste in meinen aufgespreizten Fingern, doch erscheinen mir diese Brüste ohne Form u — als seien sie abgestorben — ohne Leben. Haut & Fleisch dieses Leibes haben etwas allem Leiblichen Abgewandtes, etwas das jegliches Berühren kindisch macht. Desgleichen ihr Mund, die Lippen aufgesprungen, der Atem sauer u brandig wie nach durchsoffener Nacht. Hartnäckig presse ich dennoch den Leib der Frau an-mich, fasse mit einer Hand unter den Rock, unterm Slip der kräuselig harte Haarbusch, meine Finger dringen wüst in die trockene Schamspalte ein. Als würd ich l Leichnam spüren.

Darauf legt die Frau den Kopf zur Seite und lacht schallend auf. —!Das war deine Letzteschongs. Meinlieber. Sagt sie laut in mein verblüfftes Gesicht, in der Stille mit den Lippen schmatzend: —Pfefferminz, ?wie: Und die gestrenge Lehrerin wird schon nicht merken, daß der Kleine gesoffen hat. Und setzt voll steinernem Ernst hinzu: —Aber es ist wirklich nicht mal zum=Lachen mit dir. !? Weißt du, ?wann du am !komischsten bist: Wenn du glaubst, am !besten zu sein. Du bist Keinmann. Schon gar kein Ehe-Mann. Du bist kein Liebhaber. Du bist kein Schriftsteller. Keinkind. Du bistgarnicht Aufderwelt. Komm & mach weiter, wenn du meinst, !das müsse es sein, was !ich will. Nur zu, mach immer=schön weiter mit deiner Fummelei. Ich werd dir sagen, wann du — am !besten bist. Und noch ein Mal fällt ihr glockenlautes Hohngelächter die leere Straße entlang.    - (jir)

 

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