Fledermausstellung   Um seine Frau, der gegenüberzutreten er eine gewisse Abneigung empfand, nicht zu wecken, übernachtete er auf der Liege im Turnzimmer auf der anderen Seite der Diele.

Morgens weckte ihn ein Anblick, den er nie vergessen sollte. Seine Frau Jennifer musterte ihn aus geringer Entfernung.  Sie trug Gymnastikhosen und war auf merkwürdige Weise in den Turnringen zusammengeringelt, die von den vernickelten Stangen des Gestells, das er für sie hatte einbauen lassen, herabhingen. Sie war in einer halb hängenden, halb sitzenden Haltung eingeknickt, die Arme urn die Knöchel, die Ringe in den Kniekehlen; zwischen den Knien starrte sie ihn unverwandt und versunken an. Er konnte ein häßliches Zusammenschrecken nicht unterdrücken, das sie jedoch gar nicht zu bemerken schien. »Guten Morgen«, sagte sie. »Wo warst du letzte Nacht?« Er hatte mit dieser Frage gerechnet und seine Antwort bereit.

»Arbeiten«, erwiderte er und wußte, daß er log; mit bedrücktem Herzen erkannte er, daß ein Mensch, der die Hand des Betruges ergreift, wahrscheinlich eine lange und verschlungene Reise an dieser Hand machen muß.

»Wo ?« fragte sie, ernsthaft wie immer und ohne ihre Fledermausstellung zu verändern. »Im Büro.«

Sie schwieg einen Augenblick, um dann zu bemerken: »Du bist kein guter Lügner, Mr. Wooly.«

Die ganze Zeit lag er wie festgebannt unter seiner einen Decke auf dem Rücken und starrte Jennifer an, die herabhing wie eine Fledermaus. - Thorne Smith - Norman Matson, Meine Frau, die Hexe. Frankfurt am Main 1989 (zuerst 1941)

Fledermaus Haltung

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