laubert  Er ist voller Paradoxe, und diese Paradoxe verraten, wie seine Eitelkeit, die Provinz. Sie sind grob, schwerfällig, peinlich, erzwungen, ohne Anmut. Sein Zynismus ist dreckig. Zur Liebe, über die er oft spricht, hat er allerlei weithergeholte, raffinierte Thesen, Parade- und Posierthesen. Im Innersten dieses Mannes gibt es viel von einem Phrasendrescher und Sophisten. Er ist gleichzeitig grob und gesucht in der Obszönität. Zur Erregung, in die ihn Frauen versetzen, hat er tausend Unterteilungen anzubringen, indem er sagt, diese mache ihm nur Lust, ihr die Augenbrauen zu küssen; jene, ihr die Hand zu küssen; eine andere, ihr übers Haar zu streichen; indem er Kompliziertes und Gesuchtes, Inszenierung und Arrangement eines starken Mannes in diese so einfachen Dinge legt - beispielsweise wenn er uns über die Knutscherei berichtet, die er mit der Colet angefangen hat, als er sie einmal in einer Kutsche heimbegleitete, wobei er das so schildert: er habe ihr gegenüber die Rolle des vom Leben Angewiderten, des Düsterlings, des mit dem Selbstmord Liebäugelnden gespielt, und dies habe ihn so amüsiert und bis ins Innerste aufgeheitert, daß er manchmal die Nase zur Kutschentür habe hinausstrecken müssen, um ungehemmt lachen zu können.  - Tagebuch der Brüder Goncourt, nach: Das Tintenfaß 4, Zürich 1981
 
 

Romancier Poet

 

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