Flammenschrift   „Hol der Teufel die Ratte!" rief der Grönländer.

„Die hat er schon geholt!" sagte Jackson, der in Unterhosen zu Miguels Koje hinübergegangen war. „Das ist 'ne Wasserratte, Kameraden, die tot ist, und hier liegt sie." Damit zog er den Arm des Matrosen heraus und rief: „Tot wie 'n Stück Holz!"

Daraufhin stürzten die Männer zu der Koje hin. Max mit dem Licht, das er dem Mann vors Gesicht hielt.

„Nein, der ist nicht tot", rief er, als die gelbe Flamme einen Augenblick lang vor dem starren Mund des Matrosen hielt. Aber kaum war das Wort gefallen, als zum stummen Entsetzen aller zwei grünliche Feuerfäden wie eine gegabelte Zunge zwischen seinen Lippen hervorschossen, und im Augenblick war das leichenhafte Gesicht von einem Schwärm wurmartiger Flammen bedeckt.

Max fiel die Lampe aus der Hand und verlosch. Währenddessen brannten die unbedeckten Teile des vor uns liegenden Körpers, völlig von Flammenspitzen und Funken übersät, die in der Stille leise knisterten, genau wie ein phosphoreszierender Hai in der mitternächtlichen See.

Die Augen waren starr geöffnet, der Mund kraus verzogen und alle Züge fast wie im Leben, während das ganze Gesicht, jetzt von flackernden blauen Flammen umgeben, einen Ausdruck grimmiger Verachtung und des ewigen Todes trug; Prometheus am Felsen, vom Feuer verzehrt.

Der eine Arm, dessen roter Hemdärmel hochgekrempelt war, trug den rötlich tätowierten Namen des Mannes bei der Höhlung des Ellenbogengelenks, und so, als enthalte das gefärbte Fleisch hier etwas Besonderes, brannte jeder Buchstabe zitternd weiß, daß man den Namen auf dem flackernden blauen Grund lesen konnte.   - Herman Melville, Redburn. Seine erste Reise. In: H. M., Redburn. Israel Potter. Sämtliche Erzählungen. München 1967 (zuerst 1849)

 

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