ischweib Meine
Frau - Bessie hieß sie - behing sich mit so viel Schmuck, daß sie kaum noch
zu sehen war. Sie kam aus engen, kleinen Verhältnissen, und wenn diese Leute
Geld riechen, verlieren sie den Kopf. Ich war schon Ende dreißig und wußte immer
noch nicht, was wirkliche Liebe ist. Wenn ich meine
Frau je geliebt habe, dann war es höchstens von Montag bis Dienstag. Wir stritten
uns dauernd, und sie drohte mir mit Gericht und Gefängnis. Sie erinnerte mich
immer wieder daran, daß in Amerika eine Frau etwas so besonderes ist, daß man
sich vor ihr wie vor einem Idol verneigen muß. So trieb sie es, bis ich sie
nicht mehr sehen konnte. Wenn ich ihre Stimme hörte, wurde mir speiübel. Sie
beschwindelte mich vorn und hinten, aber erwartete immer noch von mir, daß ich
als Mann zu ihr käme. Unmöglich! Wir hatten kein gemeinsames Schlafzimmer
mehr. Damals hatte ich bereits ein Büro, und heimlich nahm ich mir eine kleine
Wohnung in einem meiner Häuser. Es fällt mir schwer, es einzugestehen, aber
wenn man seine Frau haßt, dann liebt man auch die Kinder weniger. Nachdem Bessie,
dieses Fischweib, merkte, daß wir nie wieder Zusammensein würden, sah sie sich
nach anderen um. Sie machte das so deutlich, daß die Männer Angst bekamen, etwas
mit ihr anzufangen. Sie hielt sie an den Ärmeln fest, wie die Frau des Potiphar.
Ich weiß, was Sie mich fragen wollen - warum ich mich nicht scheiden ließ. Erstens,
um damals eine Scheidung zu bekommen, mußte man
wendig sein, beim Gericht an die Türen klopfen und so weiter. Heute fliegt man
nach Reno und in sechs Wochen ist man frei wie ein Vogel. Zweitens, sie hätte
mir eine Bande von Winkeladvokaten auf die Fersen gesetzt und die hätten mich
bis zum letzten Pfennig geschröpft. Außerdem läßt man sich scheiden, wenn man
in eine andere verliebt ist. Wenn keine auf einen wartet, warum soll man sich
noch mehr Arger auf den Hals laden? Ich hatte Geschäftspartner, und obwohl die
mit braven Frauen verheiratet waren, ließen sie sich mit leichten Weibern ein.
Heute nennt man Damen dieser Art call-girls, aber eine Hure bleibt eine Hure.
Alle machten sie es so - die Fabrikanten, die Makler, jeder, der zahlen konnte.
Für sie war es ein Spiel. Aber wenn diese Nutten alles waren, was einer hatte,
erkannte er bald sein Unglück. Mir ist es mehr als einmal passiert, daß ich
eine von diesen Schlampen nur ansah, und schon den
Appetit verlor. Ich gab ihr ein paar Dollar und lief davon wie ein Jeschiwaschüler.
Dann ging ich ins Kino und starrte stundenlang auf die
Gangster, die sich gegenseitig erschossen. - Isaac Bashevis Singer, Sam
Palka und David Wischkower. In: I.B.S., Leidenschaften.
Geschichten aus der neuen und der alten Welt. München 1993. (zuerst 1975)
Fischweib (2)
Fischweib (3) Das Fischweib stirbt in einer Zänkerey mit ihren Nachbarn vor Zorn.
Welch ein Contrast zwischen dem dicken Fischweibe und Bruder Rapelbein! Der
Anstrengung des leztern und der mit Furcht vermischten Wuth der ersten. Endigte
nicht ein unausbleiblicher Steckfluß den Lebensfaden des rüstigen Weibes so
würde Herr Rappelbein noch manchen kräftigen Hieb thun müssen, um auf ihr wohl
verpanzertes Herz zu kommen. - Daniel Chodowiecki, Totentanz
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