ischmarkt
Dort saßen, die Hände in halb enthaarten Pelzmuffen und die
Füße an Kohlenbecken wärmend, beleibte Weiber, die ihre naßkalten Gefangenen
hüteten und die umherwandernden Köchinnen und Hausfrauen mit breiten Worten
zum Kaufe einluden. Es war keine Gefahr, betrogen zu werden. Man konnte sicher
sein, etwas Frisches zu erhandeln, denn die Fische lebten fast alle noch, die
fetten, muskulösen Fische. - Einige hatten es gut. Sie schwammen, in einiger
Enge zwar, aber doch guten Mutes, in Wassereimern umher und hatten nichts auszustehen.
Andere aber lagen mit fürchterlich glotzenden Augen und arbeitenden Kiemen,
zählebig und qualvoll auf ihrem Brett und schlugen hart und verzweifelt mit
dem Schwaze, bis man sie endlich packte und ein spitzes, blutiges Messer ihnen
mit Knirschen die Kehle zerschnitt. Lange und dicke Aale wanden und schlängelten
sich zu abenteuerlichen Figuren. In tiefen Bütten wimmelte es schwärzlich von
Ostseekrabben. Manchmal zog ein starker Butt sich krampfhaft zusammen und schnellte
sich in seiner tollen Angst weit vom Brette fort auf das schlüpfrige, von Abfällen
verunreinigte Pflaster, so daß seine Besitzerin ihm nachlaufen und ihn unter
harten Worten der Mißbilligung seiner Pflicht wieder zuführen mußte. - Thomas Mann, Buddenbrooks
|
||
|
||