ischfang  Voller Ergebung und Geduld warf er das Netz aus, und nachdem er lange gewartet hatte, zog er es heraus. Er merkte, daß es schwer war, zog also ganz langsam, und als er es ans Land zog, was hatte er gefangen? — einen blinden und lahmen Affen. — Es ist keine Macht und Gewalt außer bey dem großen Gott! sprach er. Heute verfolgt mich doch ein ganz besonderer Unstern. Aber alles das ist Schicksal von Gott, und ich ergebe mich darein. — Hierauf nahm er einen Strick und band den Affen an einen Baum, indessen gab er ihm doch bey dieser Gelegenheit aus Ungeduld einige Hiebe. Chalife, sprach der Affe, ich bitte dich, halt ein und schlag mich nicht. Laß mich so, wie ich bin, hier angebunden, wirf dein Netz noch einmal aus, und vertraue auf Gott, er wird schon für deine Nahrung sorgen. — Der Fischer warf also sein Netz noch einmal aus, und zog einen andern Affen aus dem Flusse, der die Augen voll Kohol, gefärbte Augenbraunen und Nägel und ein schönes Kleid anhatte. Gelobt sey Gott, der den Fluß mit Affen bevölkert hat, sprach der Fischer und näherte sich darauf dem ersten Affen. »Das ist also das Glück, das du mir bringst, sagte er zu ihm, warte, ich will dich schon dafür bezahlen.« — Und mit diesen Worten schwang er einen großen Stock in der Luft um, ihn todt zu prügeln. — Gnade! Gnade! schrie der Affe, um meines Gefährten willen; er kann dir zu allem verhelfen, was du verlangst. — Der Fischer ließ also den Stock liegen, und ging wieder zu dem zweyten Affen. »Das sind Reden, die zu nichts führen, sprach dieser, als er den Fischer angehört hatte, wenn du reich werden willst so gehorche mir, wirf dein Netz aus, und thue dann, was ich dir sage.« — Chalife warf sein Netz aus, wartete und zog einen rothen, in blau gekleideten Affen heraus, der gefärbte Augenbraunen und Nägel und an Händen und Füßen Ringe hatte. — Oho, rief der Fischer, dießmal bist du der letze, den ich herausziehe. Indessen Gott sey gelobt, daß ich statt Fische Affen fange.  - (101)

Fischfang (2)  Gabriello war kaum in den Fluß gestiegen und unter das Wasser getaucht, als er auch schon, ein vortrefflicher Meister in der Handhabung seiner Netze, alsbald wieder an die Oberfläche kam und acht bis zehn große, derbe Fische gefangen hatte. Lazzero glaubte ein Wunder zu erblicken, als er sah, daß die Fische sich unter Wasser so leicht fangen ließen, es wandelte ihn daher sofort die unwiderstehliche Lust an, sich die Sache näher anzusehen. Und da die Mittagsglut senkrecht und wie mit Feuerstrahlen die Erde traf, beschloß er, sich zugleich ein wenig zu erfrischen, entkleidete sich mit Gabriellos Hilfe und ließ sich von ihm an eine Stelle führen, wo ihm das Wasser kaum bis an die Knie ging und sanft und ruhig in seinem Bett dahinfloß.

Gabriello warnte ihn, als er ihn dahin gestellt hatte, ausdrücklich, ja nicht über einen eingerammten Pfahl hinauszugehen, der ein wenig über die anderen hinausragte und den er ihm bezeichnete, und fuhr dann in seinem Fischfang fort. Lazzero fand am Waten unbeschreibliches Vergnügen, kühlte sich im Wasser vollkommen ab und behielt fortwährend seinen Freund im Auge, der immer wieder, Netze und Hände voller Fische, auftauchte und mehr als einmal zum Scherz einen davon in den Mund nahm, so daß Lazzero, der sich über die Maßen verwunderte, fest davon überzeugt war, man könne im Wasser, unter das er noch niemals getaucht war, vollkommen sehen, weil er es für unmöglich hielt, im Fin-stern so viel Fische zu fangen. Da er sich nun überzeugen wollte, wie Gabriello es mache, sie zu fangen, steckte er, als jener wieder einmal untertauchte, ebenfalls den Kopf unter Wasser, ließ sich, ohne weiter zu überlegen, untersinken und sich, um sich besser zu vergewissern, bis in die Nähe des Pfahls treiben. Er sank jedoch, als wäre er von Blei gewesen, auf den Grund, und da er sich weder auf das Anhalten des Atems, noch aufs Schwimmen verstand, schien ihm das doch bedenklich, und er versuchte) indem er seine Glieder heftig bewegte, an die Oberflächt zu gelangen. Das Wasser drang ihm bereits nicht alleir durch den Mund, sondern auch durch Ohren und Nase und trotz allen Strampeins glückte es ihm nicht, in du Höhe zu kommen; denn je mehr er um sich schlug, destc mehr riß ihn die Strömung dorthin, wo er aufrecht] stehend keinen Grund mehr gefunden hätte, so daß ei bald das Bewußtsein verlor.

Gabriello war unterdessen in eine große Lücke Pfahlwerks gewatet, wo ihm das Wasser genau bis zui Nabel ging, weil er dort viele Fische bemerkte, und da er seine Netze damit zu füllen gedachte, beeilte er siel nicht, so schnell wieder hervorzukommen. Und so karr der unglückliche Lazzero, der halbtot zwei- oder dreimal an die Oberfläche gelangt war, das viertemal nicht mehi in die Höhe, sondern endete ertrinkend auf jämmerliche Weise sein Leben.   - Antonfrancesco Grazzini, Feuer auf dem Arno. Berlin 1988 (zuerst ca. 1550)

 

Fisch Fangen

 

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