Fische braten    In der Mitte des Sees blieb der Dämon stehen und hieß den Fischer das Netz auswerfen und Fische fangen. Der Fischer nun blickte in den See und sah vielfarbige Fische darin, weiße und rote, blaue und gelbe, und er wunderte sich darüber. Dann nahm er das Netz, warf es aus und holte es ein und fand in ihm vier Fische, einen von jeder Farbe. Als der Fischer die sah, freute er sich; der Dämon aber sprach zu ihm: .Bringe die dem Sultan und setze sie ihm vot! Er wird dir genug geben, um dich zum reichen Manne zu machen. Aber, um Allahs willen, entschuldige mich jetzt; denn ich weiß heute keine andere Art, dir wohlzutun, zumal ich achtzehnhundertJahre injcnem Meere gelegen und das Angesicht der Erde erst in dieser Stunde wiedergesehen habe. Fische jedoch in diesem See nur einmal am Tage!' Und er nahm Abschied von ihm, indem er sprach:, Allah gebe, daß wir uns wiedersehen!' Dann stampfte er mit einem Fuß auf den Boden, und die Erde spaltete sich und verschlang ihn.

Erstaunt über das, was ihm mit dem Dämon begegnet war, und darüber, wie es geschehen war, nahm der Fischer die Fische und machte sich auf den Weg zur Stadt; und sowie er nach Hause kam, nahm er eine irdene Schüssel, füllte sie mit Wasser und warf die Fische hinein, die alsbald im Wasser der Schüssel zu zappeln begannen. Dann trug er die Schüssel auf dem Kopfe in den Palast, wie ihm der Dämon befohlen hatte. Als er nun zum König eingetreten war und ihm die Fische vorgesetzt hatte, geriet dieser in höchstes Erstaunen über den Anblick; denn nie in seinem Leben hatte er noch Fische gesehen wie diese, in Art und Gestalt. So sagte er:,Gib diese Fische der SklavinKöchin!' Diese Sklavin hatte ihm der König von Griechenland vor drei Tagen geschenkt, und er hatte sie noch nicht in der Kochkunst erprobt. Der Wesir befahl ihr, die Fische zu braten, indem er sprach: ,O Mädchen, der König läßt dir sagen: Wir erproben dich, o meine Träne, nur in der Zeit unserer Not1; zeige uns heute deine Kunst und deine Fähigkeit, gut zu kochen! Denn dem Sultan hat heute einer ein Geschenk gebracht,' Und nachdem der Wesir ihr genaue Anweisungen gegeben hatte, kehrte er zum König zurück, der ihm befahl, dem Fischer vierhundert Dinare zu geben. Der Wesir gab sie ihm, und der Fischer nahm sie, tat sie in seinen Busen und ging eilends nach Hause; dabei fiel er hin, stand wieder auf und stolperte wieder, denn er hielt das Ganze für einen Traum. Er kaufte aber den Seinen alles, was sie brauchten, und schließlich ging er in heller Freude zu seinem Weibe.

So viel von dem Fischer! Was aber die Sklavin angeht, so nahm sie die Fische, säuberte sie, stellte die Pfanne aufs Feuer und ließ die Fische braten, bis die eine Seite gar war; dann wandte sie sie um auf die andere Seite. Und siehe, die Küchenwand spaltete sich,und heraustrat ein Mädchen, schön von Gestalt, mit runden Wangen, von vollendeter Anmut, mit tiefschwarz gefärbten Augenlidern. Sie trug ein seidenes Kopftuch mit blauen Fransen; an ihren Ohren hingen Ringe; die Handgelenke umschloß ein Paar Spangen, und Bange mit unschätzbaren Edelsteinen waren auf ihren Fingern; in der Hand aber hielt sie eine Rute aus Bambusrohr. Sie stieß mit der Rute in die Pfanne und sagte: ,Ihr Fische, seid ihr getreu dem Vertrag''Als die Köchin dies sah, da fiel sie in Ohnmacht. Das Mädchen aber wiederholte ihre Worte ein zweites Mal und ein drittes Mal.und schließlich hoben die Fische die Köpfe aus der Pfanne und sprachen in deutlicher Rede: 'Ja, ja!' und begannen diesen Vers zu sagen:

Kehrst du um, so kehren wir um; und bist an treu, so sind wir treu.
Sagst du aber dich los, so sind wir wie du des Versprechens frei.

Da stieß das Mädchen die Pfanne um und ging an der Stelle hinaus, an der sie hereingekommen war, und die Wand schloß sich liinter ihr. Als dann aber die Köchin aus ihrer Ohnmacht erwachte, sah sie die vier Fische schwarzgebrannt wie Holzkohle und rief aus: ,Im ersten Waffentanze zerbrach schon seine Lanze'; und sie fiel wieder ohnmächtig hin. Wahrend sie so dalag, kam der Wesir; und als er sie, die schwarze Perle, daliegen sah, die nicht imstande war, den Sabbat vom Donnerstag zu unter scheiden, stieß er sie mit dem Fuße an. Da wachte sie auf und weinte und erzählte ihm alles, wie es geschehen war, Der Wesir erstaunte sehr und rief: ,Dics ist fürwahr höchst seltsam!'

1 Das heißt: man erprobt etwas nur in der Zeit, in der man es braucht.     - (1001)

Braten Fisch

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