inger     Wenn wir unsere Finger in besonderer Weise verschränken, so sind wir manchmal nicht im Stande, einen bestimmten Finger auf Befehl zu bewegen, wenn der Befehlende bloß auf den Finger zeigt - ihn bloß unserm Aug zeigt. Wenn er ihn dagegen berührt, so können wir ihn bewegen. Man möchte diese Erfahrung so beschreiben: wir seien nicht im Stande, den Finger bewegen zu wollen. Der Fall ist ganz verschieden von dem, wenn wir nicht im Stande sind, den Finger zu bewegen, weil ihn etwa jemand festhält. Man wird nun geneigt sein, den ersten Fall so zu beschreiben: man könne für den Willen keinen Angriff finden, ehe der Finger nicht berührt werde. Erst wenn man ihn fühle, könne der Wille wissen, wo er anzugreifen habe. - Aber diese Ausdrucksweise ist irreführend. Man möchte sagen: »Wie soll ich denn wissen, wo ich mit dem Willen anzupacken habe, wenn das Gefühl nicht die Stelle bezeichnet?« Aber wie weiß man denn, wenn das Gefühl da ist, wohin ich den Willen zu lenken habe?

Daß der Finger in diesem Falle gleichsam gelähmt ist, ehe wir eine Berührung in ihm fühlen, das zeigt die Erfahrung; es war aber nicht a priori einzusehen. - (wit)

Finger (2)   Gott hat einen Engel geschaffen und ihm so viele Finger wie die Zahl der Verdammten im Feuer gegeben; und jeder einzelne von ihnen wird von nur einem Finger dieses Engels gefoltert. Bei Allah, ich sage euch, wenn dieser Engel einen seiner Finger auf das Firmament legen würde, es würde von seiner Hitze schmelzen. - Tawus Al-Yamani, nach (boc)

Finger (3)

O hunderttürmiges Prag
Mit Fingern aller Heiligen
eidbrecherischen Fingern
Feuerfingern
Musikantenfingern
mit blendenden Fingern auf-dem-Rücken-liegender Frauen
mit Sterne berührenden Fingern
auf dem Rechenbrett der Nacht
mit Fingern, aus denen der Abend rinnt, gefalteten Fingern
Fingern der Säuglinge und der spitzen Gräser
Maifriedhofsfingern
Fingern der Bettlerinnen und einer ganzen Kksse
Fingern der Herbstzeitlose
Fingern des Hradschin und der alten Harfenistinnen
Goldfingern
Fingern, auf denen die Amsel pfeift und der Sturm
Fingern der Kriegshäfen und der Tanzstunden
mit Mumienfingern
Spargelfingern
Fingern der vierziggrädigen Fieber
und des erfrorenen Waldes
mit Fingern, auf die sich eine Biene setzt
mit Lärchenfingern
mit ein Flageolett greifenden Fingern im Orchester der Nacht
mit Fingern der Falschspieler und des Nadelkissens
mit vom Rheumatismus verunstalteten Fingern
mit Erdbeerfingern
Fingern der Windmühle und des Fliederstraußes
mit Quellwasserfingern und mit Bambusfingern
Fingern der Kastanienblätter und der alten Klöster
mit Kreidefingern
mit Fingern der Weihnachtsfichte
mit Medienfingern
mit drohenden Fingern
Fingern, die ein fortfliegender Vogel berührt hat
Fingern des Abendläutens und des alten Taubenschlags
Fingern der Inquisition
mit befeuchteten Fingern, womit man den Wind mißt
mit Totengräberfingern
Rhododendronfingern
Fingern der Sünderinnen
mit verbrannten Fingern der reifenden Gerste
Korallenmorgenfingern
Fingern, die in die Höhe weisen
mit abgehackten Fingern des Regens und der Theinkirche im Handschuh der Dämmerungen
mit Fingern der Inspiration
mit den Fingern, mit denen ich dies Gedicht schreibe 

- Viteszlav Nezval, nach (mus)

Finger (4)

- N. N.

Finger (5)

Finger (6) Nehmt zur Kenntnis, daß diese Chiromanten auch die Finger betrachten, zum Beispiel, ob der kleine Finger über das obere Glied des Ringfingers hinausreicht. Das soll großes Glück bedeuten, und je weiter er darüber hinausreicht, um so größer sei das Glück. Weiterhin ist wichtig: Wenn der kleine Finger nicht an das besagte Glied des Ringfingers heranreicht, soll der Mensch ganz besonders vom Pech verfolgt sein. Kümmere dich nicht darum, du guter Christ, es ist Unfug. Länge und Kürze der Finger, auch der anderen Glieder, entstehen aus natürlichen Ursachen und bedingen weder Aberglauben noch Zauberei. Die Tatsachen über größere und geringere Länge aller Gliedmaßen bespricht Macrobius, der große Lehrer in den geheimen natürlichen Wissenschaften. Wer etwas darüber wissen will, der lese das Buch, das er über den Traum des Scipio geschrieben hat. Darin findet er mehr über die Maßverhältnisse der natürlichen Komplexion und Komposition des Leibes, als er erfragen kann.  - (hart)

Hand

 

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