inanzpolitik
The Impact of Fiscal Austerity on Suicide Mortality. Das ist fürchterlich, eine
Langzeitstudie über den Zusammenhang zwischen den Sparprogrammen
für Griechenland, Irland, Portugal und Spanien und der Entwicklung der Selbstmordraten
in diesen Ländern. Ich will Sie da jetzt nicht mit Statistiken und Zahlen langweilen,
aber nur so viel, hier: Mit Beginn des Sparprogramms in Griechenland stieg die
Selbstmordrate im ersten Jahr um 1,4 Prozent, klingt wenig, eine kleine Zahl,
aber bitte, das sind Menschen, und jetzt kommt es: Im dritten Jahr schnellt
die Kurve dramatisch nach oben, und da haben wir eine Zahl, bei der wir von
einer Epidemie sprechen müssen, und 91,2 Prozent der Suizid-Fälle betreffen
Menschen über sechzig, deren Pensionen und Gesundheitsversicherungen gekürzt
oder gar gestrichen wurden, im vierten Jahr wächst der Anteil der über Vierzigjährigen
in der Suizidstatistik, überwiegend alleinstehende Langzeitarbeitslose. Im fünften
Jahr entspricht der Rückgang der Arbeitslosenzahl mit einer marginalen Differenz
von 0,8 Prozent der Anzahl der Suizidfälle des Jahres. Und jetzt umgekehrt,
warten Sie - er tippte - hier: Irland. Das Lieblingsbeispiel meines Kommissars.
Hier ist das Wirtschaftswachstum wieder angesprungen! Die Vorzugsschüler! Aber
was zeigt diese Studie: Die zuvor dramatisch gestiegene Selbstmordrate ist nicht
zurückgegangen. Die Studie zeigt, dass der Konjunkturaufschwung nicht dort ankam,
wo zuvor das soziale Netz zerstört worden ist. Verstehen Sie?
- Robert Menasse, Die Hauptstadt.
Berlin 2017
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