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Finanzminister (2) Man will, sagt
man, noch einige dreißig schuldige Köpfe fallen sehen. Foulon, der [den
populären, liberal gesinnten Finanzminister] Necker ersetzen sollte und
der sich seit vier Tagen für tot erklären und einen Holzklotz statt seiner
beerdigen ließ, wurde gestern verhaftet, aufs Rathaus geführt und im gleichen
Augenblick, als er herauskam, gehängt. Sein Körper wurde durch die Straßen
von Paris geschleift, dann in Stücke gerissen, sein Kopf auf einer Pike
herumgetragen und zum Faubourg Saint-Martin gebracht, um dort seinen Schwiegersohn,
Bertier de Sauvigny, den Intendanten von Paris, zu erwarten, den man von
Compiegne, wo er verhaftet wurde, heranführte und dem das gleiche Los wie
seinem Schwiegervater zugedacht ist. Ich habe gesehen, wie man den Kopf
des Schwiegervaters dem Schwiegersohn vorantrug, der unter Bewachung von
mehr als tausend Bewaffneten anlangte. So blieb er, allen Blicken ausgesetzt,
während des ganzen langen Weges durch den Faubourg und die rue Saint-Martin,
inmitten von zweihunderttausend Zuschauern, die ihn verwünschten und sich
mit der Eskorte, die mit Trommelschlag daherzog, in Freudenausbrüchen ergingen.
Wie mir diese Freude zu Herzen ging! Ich war zu gleicher Zeit zufrieden
und unzufrieden, ich sagte bald um so besser, bald um so schlimmer. Ich
verstehe, warum das Volk zur Selbstjustiz greift, ich billige diese Justiz,
der durch die Vernichtung der Schuldigen Genüge geschieht; wie sollte sie
heute nicht grausam sein? Die Hinrichtungen aller Art, das Vierteilen,
die Folter, das Rad, der Scheiterhaufen, das Auspeitschen, der Galgen,
die zahlreichen Henker übe«2rall, haben uns verdorben. Die Herrschenden
haben, statt uns zu erziehen, Barbaren aus uns gemacht, weil sie es selbst
sind.
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Gracchus Babeuf, nach: Ralf Höller, Der Kampf bin ich. Rebellen und Revolutionäre aus sechs Jahrhunderten.
Berlin 2001
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