inanzmann
Der Finanzmann Junius Polla hat keine menschliche Gestalt, welche
Gestalt er jedoch hat, weiß niemand, da Junius Polla völlig und ständig unsichtbar
ist. Irgend jemand sagt, er sei wahrnehmbar, weil er immer ein bißchen wärmer
ist als die ihn umgebende Temperatur, aber es ist nur zu einfach, sich bei den
Luftströmungen zu irren, und nicht weniger einfältig zu vermuten, Junius Polla
sei nichts anderes als ein Luftzug. Denn der Bankier Polla ist vor allem ein
Wohltäter der Menschheit: er ist sehr reich,
er besitzt eine der größten Ölgesellschaften, hat das Mehrheitspaket einer Anzahl
multinationaler Gruppen in der Hand, und die Goldbarren, die er in der Schweiz
hat, kann man nur nach Tonnen bemessen. Das erlaubt ihm, Krankenhäuser zu unterstützen,
ganze Universitäten, Fußballmannschaften, Ferienkolonien und kostenlose Badestrände,
Nationalparks, Theater, Verlagshäuser und viele andere wohltätige Werke, die
der Bevölkerung der vielen Länder, deren Bürgerrechte er besitzt, zugute kommen;
nur ist er unsichtbar, so unsichtbar, daß sogar seine Angehörigen allmählich
an seiner wirklichen Existenz zu zweifeln beginnen. Da ihn niemand sieht, ist
es ziemlich verwegen, etwas über seine mehr oder weniger reale Existenz zu sagen;
Zeugnisse dafür sind immerhin das wachsende Glück der Menschen und das Gefühl
der Leichtigkeit und Erleichterung, das sie immer mehr überkommt bei dem Bewußtsein,
daß da jemand ist, der für ihre dringendsten Bedürfnisse sorgt. -
(
bdm
)
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