Filipino-Rauchen   Die Frau gegenüber kicherte.  «Rauchen nicht gut für dich.»

«Was du nicht sagst.»

«Mach mir eine. Rauchen nicht gut für mich auch.» Sie kicherte wieder.

Hoke drehte eine Zigarette, leckte das Papier an und reichte sie ihr. Dann gab er ihr Feuer. Als die Zigarette brannte, drehte sie sie um und schob sie mit der Glut voran in den Mund; sie hielt die Zigarette zwischen den Lippen und ließ den Rauch durch ihre breite, flache Nase entweichen. Dann nahm sie die Zigarette wieder zwischen die Finger. «So rauchen, Filipino-Rauchen, nicht Rauch verschwenden.» «Verbrennst du dir nicht die Zunge?» Sie zuckte die Achseln. «Manchmal.» Sie schob sich die Glut wieder in den Mund und paffte. «Wohnst du hier?» fragte Hoke.

«Warum? Willst du ficken?» Sie nahm die Zigarette aus dem Mund und löffelte den Rest ihres Okra-Tomaten-Breis. Sie kaute langsam und sah Hoke dabei in die Augen.

Hoke sah sie plötzlich anders. Er wußte nicht, ob sie gut aussah oder nicht, und er konnte auch ihr Alter nicht schätzen. Ihm war es immer so vorgekommen, als ob Asiatinnen jahrelang aussähen, als seien sie achtzehn, und dann über Nacht vierzig wurden. Sie hatte ein paar Krähenfüße an den leicht schrägstehenden Augen, aber ihr dichtes Haar war so schwarz, daß es blau schimmerte, wenn das Licht darauf fiel. Ihre Haut hatte die Farbe von gebrauchtem Sandpapier, aber sie war glatt, und sie hatte kein Make-up aufgelegt, nicht einmal Lippenstift. Sie trug ein hellblaues, elastisches Top, und ihre Brüste waren unter dem dehnbaren Stoff kaum zu erkennen. Ihre Arme waren so dünn wie die eines britischen Rockmusikers, aber eher drahtig als dürr. Am linken Ringfinger trug sie einen Aluminiumring mit gekreuzten Knochen und einem Totenkopf mit winzigen roten Glasaugen.   - Charles Willeford, Bis uns der Tod verbindet. Reinbek bei Hamburg 1996

 

Rauchen

 

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