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Hermann Lenz, Tagebuch vom Überleben und Leben. Frankfurt am Main 1981 (st 659, zuerst 1978)
Feuilletonist (2) In Deutschland haben wir eine
Menge Gelehrte die sich, wie man zu sagen pflegt,
geschwinde in ein Fach hineinwerfen können, diese Leute wundern sich heimlich
über sich selbst, daß sie so bald imstande sind über eine Materie zu schreiben.
Sie werden Polygraphen, ehe sie sich dessen versehen. Sie bekommen einen Ruhm,
allein fast immer werden sie mehr von Unwissenden und Halberfahrnen angestaunt,
der eigentliche Mann des Fachs lächelt bei ihren Arbeiten, die der Wissenschaft
selbst nicht einen Pfennig eintragen. Sie gegenteils sind blödsinnig genug diesen
ihnen versagten Beifall des Kenners für Neid zu halten. Unsere meisten Schriftsteller
sind von der Art, man darf es kühn behaupten. Sie sind vortrefflich um von ihnen
zu sprechen, denn auch unter diesen hervorzuragen ist eine Ehre, wenigstens
in dem Lande wo es Mode ist auf diese Art gelehrt zu sein, allein Vorteil bringen
sie der Wissenschaft sicherlich nicht. Um in einer Wissenschaft so zu schreiben,
daß man nicht bloß die Menge staunen macht, sondern den Beifall des Kenners
erhält und der Wissenschaft selbst etwas zulegt, um dieses zu tun, sage ich,
muß man sich ihr allein widmen, und zu gewissen Zeiten selbst nur einzelne kleine
Teile derselben bearbeiten. Unsere Gelehrten werden gewiß von andern ähnlichen
wieder verdrangt, und so fort. Sie sterben am Abend des Tages, da sie in der
Sonne schimmerten und spielten, zu Tausenden dahin und werden vergessen. -
(
licht
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