Feuilleton-Roman    Der schwindelerregende Turm der Himmel in der basilidianischen Häresie, die wuchernde Zahl ihrer Engel, der planetarische Schatten erdumwälzender Demiurgen, die Machenschaften der unteren Kreise gegen das pleroma, die dichte, wenn auch unfaßbare oder nominelle Bevölkerung dieser weiten Mythologie, sie zielen ebenfalls auf die Herabminderung dieser Welt ab. Nicht unser Böses, sondern unsere zentrale Bedeutungslosigkeit werden in ihr gepredigt. Wie bei den gewaltigen Sonnenuntergängen über der Ebene ist der Himmel inbrünstig und monumental, die Erde arm. Dies ist die rechtfertigende Absicht der melodramatischen Kosmogonie von Valentinus, die ein unendliches Fabelthema ausspinnt, von zwei übernatürlichen Brüdern, die sich wiedererkennen, von einer gefallenen Frau, von einer vereitelten gewaltigen Intrige der bösen Engel und einer Vermählung am Schluß. In diesem Melodrama oder Feuilleton-Roman ist die Schöpfung der Welt ein bloßer Nebenakt. Großartige Idee: die Welt vorgestellt als ein im tiefsten nichtiger Vorgang, als ein verlorener Seitenreflex alter himmlischer Episoden. Die Schöpfung als Zufall.   - Jorge Luis Borges, Eine Rechtfertigung des falschen Basilides. In: J.L.B., Kabbala und Tango. Essays. Frankfurt am Main 1991
 

Feuilleton Roman

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