euerwerker Was
sollte er, der Chef aller Invaliden, die damals (während des Siebenjährigen
Krieges) die Besatzung von Marseille und seiner Forts ausmachten, mit seinem
hölzernen Beine auf dem Balle, nicht einmal die Lieutenants
seines Regiments waren zum Tanze zu brauchen. Hier am Kamine schien ihm dagegen
sein hölzernes Bein höchst brauchbar, weil er den Basset nicht wecken mochte,
um den Vorrat grüner Olivenäste, den er sich zur Seite hatte hinlegen lassen,
allmählich in die Flamme zu schieben. Ein solches Feuer
hat großen Reiz; die knisternde Flamme ist mit dem grünen Laube wie durchflochten,
halbbrennend, halbgrünend erscheinen die Blätter wie verliebte Herzen. Auch
der alte Herr dachte dabei an Jugendglanz und vertiefte sich in den Konstruktionen
jener Feuerwerke, die er sonst schon für den Hof angeordnet hatte und spekulierte
auf neue, noch mannigfachere Farbenstrahlen und Drehungen, durch welche er am
Geburttage des Königs die Marseiller überraschen wollte. Es sah nun leerer in
seinem Kopfe als auf dem Balle aus. Aber in der Freude des Gelingens, wie er
schon alles strahlen, sausen, prasseln, dann wieder alles in stiller Größe leuchten
sah, hatte er immer mehr Olivenäste ins Feuer geschoben und nicht bemerkt, daß
sein hölzernes Bein Feuer getangen hatte und schon um ein Dritteil abgebrannt
war. Erst jetzt, als er autspringen wollte, weil der große Schluß, das Aufsteigen
von tausend Raketen seine Einbildungskraft beflügelte und entflammte, bemerkte
er, indem er auf seinen Polsterstuhl zurück sank, daß sein hölzernes Bein verkürzt
sei und daß der Rest auch noch in besorglichen Flammen stehe. In der Not, nicht
gleich aufkommen zu können, rückte er seinen Stuhl wie einen Piekschlitten mit
dem flammenden Beine bis in die Mitte des Zimmers, rief seinen Diener und dann
nach Wasser. Mit eifrigem Bemühen sprang ihm in diesem Augenblicke eine Frau
zu Hülfe, die in das Zimmer eingelassen, lange durch ein bescheidnes Husten
die Aufmerksamkeit des Kommandanten auf sich zu ziehen gesucht hatte, doch ohne
Erfolg. Sie suchte das Feuer mit ihrer Schürze zu löschen, aber die glühende
Kohle des Berns setzte die Schürze in Flammen und der Kommandant schrie nun
in wirklicher Not nach Hülfe, nach Leuten. Bald drangen diese von der Gasse
herein, auch Basset war erwacht; der brennende Fuß, die brennende Schürze brachte
alle ins Lachen. - Achim von Arnim,
Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: A.v.A., Erzählungen. München
1979 (dtv 2056, zuerst 1818)