estessen  Domitian richtete einen Raum her, an dem alles, Decke, Wände und Boden, pechschwarz war, und bereitete kahle Lager in derselben Farbe vor, die auf dem unbedeckten Fußboden ruhten. Seine Gäste lud er bei Nacht und ohne ihr Gefolge ein. Neben jeden ließ er zuerst eine Scheibe stellen, die die Form eines Grabsteines hatte und den Namen des Gastes trug; dazu kam eine kleine Lampe, wie sie in Gräbern hängen. Wohlgestaltete, nackte Knaben betraten dann den Raum, gleichfalls schwarz bemalt, wie Gespenster. Sie vollführten einen schauerlichen Tanz um die Gäste und stellten sich dann zu ihren Füßen auf. Dann wurden die Speisen, die man gewöhnlich bei den Opfern für die Geister der Verstorbenen aufträgt, den Gästen vorgesetzt, alles schwarz und in Schüsseln von gleicher Farbe. Jeder von den Gästen begann zu zittern und zu zagen und erwartete, daß man ihm im nächsten Augenblick die Kehle durchschneiden würde. Außer Domitian waren alle verstummt. Es herrschte tödliches Schweigen, als ob man sich bereits im Reiche der Toten befinde. Der Kaiser selbst erging sich in lauten Gesprächen über Tod und Gemetzel. Schließlich entließ er sie. Aber ihre Sklaven, die im Vorraum auf sie warteten, hatte er zuerst entfernt. Er überantwortete die Gäste nun anderen Sklaven, die ihnen unbekannt waren, und hieß sie in Wagen oder Sänften fortführen. Auf diese Weise erfüllte er sie mit noch viel größerer Angst. Kaum hatte jeder Gast sein Haus erreicht und aufzuatmen begonnen, als ein Bote des Kaisers angemeldet wurde. Während jeder von ihnen jetzt sicher war, daß seine letzte Stunde gekommen sei, brachte jemand die Scheibe herein, die aus Silber war. Andere kamen mit verschiedenen Gegenständen, darunter die Schüsseln aus kostbarem Material, die man ihnen beim Essen vorgesetzt hatte. Schließlich erschien noch bei jedem Gast der Knabe, der ihm als sein besonderer Geist aufgewartet hatte, aber jetzt gewaschen und geschmückt. Nachdem sie die ganze Nacht in Todesangst verbracht hatten, empfingen sie nun die Geschenke.   - (cane)

Festessen (2)

Der Festschmaus

Vergiftet sind die gelben Berberfische,
Eh noch der Wagen mit den Trustherrn naht.
DETEKTIV GREIFF erfährt dies durch Verrat.
FRED schleppt den Fallschirm in die Schloßturmnische.

DER FREUND — das keiner aus dem Haus entwische
Vom prassenden Getreidesyndikat — Legt um den runden Saal Elektrodraht.
Die Gäste stürzen sterbend auf die Tische.

Greiff hat das Schloß mit Militär umstellt.
Der Luftschirm trägt die Freunde fort und fällt.
Man dringt ins Haus. Greiff tritt auf den Kontakt.

Spät birgt man Leichen, blutig und zerhackt.
Fred fälscht indes der Trustherrn Testamente,
Und zieht als Erbe eine Krösusrente.

 - Ludwig Rubiner, Friedrich Eisenlohr, Livingstone Hahn: Kriminalsonette. München 1979 (zuerst 1913)

Festessen (3)   Der Panther  ist noch viel verschlagener als der Affe. Welch listige Ränke spinnt er gegen sie!

Wo die Affenherde sitzt, da kommt er und läßt sich am Fuß des Baumes niederfallen. Er liegt auf dem Rücken, bläst den Bauch auf, streckt die Beine von sich, schließt die Augen, hält den Atem an, kurz, liegt mausetot da. Die Affen oben sehen ihren Todfeind, halten ihn für tot — wie sie es am liebsten hätten, so glauben sie es auch. Aber noch trauen sie sich nicht, sondern machen erst noch eine Probe. Die Probe ist, sie schicken einen von sich hinunter, den sie für den unerschrockensten halten. Der soll prüfen und nachsehen, was mit dem Panther ist. Der Affe steigt herab, gar nicht sehr mutig, läuft etwas vor, dann zurück, von der Furcht gebremst, nähert sich wieder, ist nah, kehrt wieder um, geht erneut näher, betrachtet die Augen, prüft, ob der Atem geht. Der Panther beherrscht sich und liegt stocksteif und macht so dem Affen allmählich Mut. Nun ist er ganz nahe, ohne daß ihm etwas passiert ist, und da werden auch die Affen oben mutig, springen von diesem Baum herunter und von den anderen, die in der Nähe stehen, kommen zuhauf, marschieren und tanzen um den Panther herum. Dann springen sie auf ihn drauf und tanzen voll Verachtung- auf ihm herum, wie Affen tun, verspotten ihn auf alle Weise und bekunden ihre Freude und ihr Vergnügen über den Tod des Gegners. Der läßt alles geschehen, aber dann, als er sieht, daß die Affen von ihrer ausgelassenen Tanzerei ermüdet sind, springt er unversehens hoch, stürzt sich auf die Affen, zerreißt sie mit den Pranken, zerfetzt sie mit den Zähnen und hat an seinen Feinden ein üppiges Festmahl und Gelage. - (ael2)

Festessen (4)  Weihnachten letztes Jahr zum Beispiel, da war nicht nur sein Neffe da, sondern es gab auch ein Festessen, drei Sardinen statt Gänseleber und Hühnerschenkel als Pute, von diesem billigen Geflügel das nach Fisch stinkt, er wird unfreiwillig fleischlos gegessen haben, stellen Sie sich den alten Hurenbock vor wie er mutterseelenallein unter seinem Rembrandt frißt und von seinem aufgeputzten Lakaien bedient wird, weißes Hemd und schwarzer Binder, ja die Tradition.  - (apok)

Festessen (5)   Lud der Kaiser zu einem offiziellen Essen ein, dann standen sich an den Längsseiten des Saales zwei Musikkapellen aus den Berliner Garderegimentern gegenüber und spielten pausenlos. Der erste, den dieser Lärm verscheucht hatte, war der alte Moltke gewesen. Der Kaiser war berüchtigt dafür, wie schnell er aß, und die Diener waren ebenso berüchtigt für die Schnelligkeit, mit der sie den Gästen die Teller entrissen, wenn der Monarch sich dem nächsten Gang zuwendete.  - Walter Kiaulehn, Berlin. Schicksal einer Weltstadt. München 1981 (dtv 1648, zuerst 1958)

Festessen (6)  Der Palolo gehört zu jenen Meeresringelwürmern, deren mit Gesehlechtsprodukten beladene, rückwärtige („epitoke") Leibesabschnltte sich zu gewissen Zeiten (einmal im Jahre) vom Vorderleib ablösen, worauf sie zum Nutzen der Artverbreitung freischwimmend und treibend in entferntere Meeresgegenden gelangen. Die verstümmelten („atoken") Vorderteile verbleiben kriechend und wühlend im schlammig-sandigen Meeresboden ihrer ursprünglichen Wohnstätte (beim Palolo der Korallenriffe) und lassen dort ein neues schwimmfähiges, mit Zeugungsstoffen beladenes, binnen Jahresfrist ablösungsreifes Hinterende nachwachsen. Millionen solcher Hinterenden vom Palolo tauchen nun nahe etlichen Inselgruppen des Stillen Ozeans, besonders bei den Fidschi-, Tonga-, Gilbert- und Samoainseln, fast plötzlich im Meere auf; laut FRIEDLAENDER im Oktober oder November, aber stets am Tage des letzten (abnehmenden) Mondviertels oder einen Tag vorher, und zwar früh ehe die Sonne aufgeht, bei der Insel Opolu um 4 Uhr 30 Minuten morgens. Die an der Oberfläche schlangelnden Wurmenden verlieren ihre Eier durch die seitlichen Öffnungen (Segmentalschlitze) ihrer Körperringe oder durch Auseinanderklaffen dieser Segmente; in jedem Falle sinken die freigewordenen Eier auf den Meeresboden, während die entleerten Bruchstücke zugrunde gehen.

Das Schwärmen dauert drei Tage, jedoch mit Unterbrechungen,  da die Wurmfragmente im Laufe der Vormittagsstunden verschwinden. Die Eingeborenen berechnen das Erscheinen des Palolo nach den Mondphasen bis auf zwei Tage genau; zur bestimmten Zeit versammeln sie sich mit ihren Booten an der Küste und schöpfen die emportauchenden Wurmenden eimerweise heraus, die sie als Leckerspeise schätzen: deshalb herrscht festliches Treiben und Prassen an den Gestaden der Südseeinseln zur Palolozeit.   - Paul Kammerer, Das Gesetz der Serie. Eine Lehre von den Wiederholungen im Leben und im Weltgeschehen. Stuttgart und Berlin 1919


Festessen (6)  Während der Râkschasa fortfuhr, Menschen zu fressen, wurde er von vielen Râkschasas, welche sein Gefolge und seine Dienerschaft bildeten, zum Oberhaupt erhoben. Diese Umgebung von Räkschasas sprach eines Tages zum Räkschasa Kangta: »Da wir dein Gefolge und deine Dienerschaft geworden sind, so gib uns eine große Festmahlzeit!« Der Râkschasa Kangta gab hierzu seine Einwilligung, und es wurde verabredet, fünfhundert Könige zu töten und davon eine Festmahlzeit zu bereiten. - Märchen aus Tibet. Hg. Helmut Hoffmann. Düsseldorf Köln 1965 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)


Mahlzeit Fest

 


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