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Festessen (2)
Der Festschmaus Vergiftet sind die gelben Berberfische, DER FREUND — das keiner aus dem Haus entwische Greiff hat das Schloß mit Militär umstellt. Spät birgt man Leichen, blutig und zerhackt. |
- Ludwig Rubiner, Friedrich Eisenlohr, Livingstone Hahn:
Kriminalsonette. München 1979 (zuerst 1913)
Festessen (3) Der Panther ist noch viel verschlagener als der Affe. Welch listige Ränke spinnt er gegen sie!
Wo die Affenherde sitzt, da kommt er und läßt sich am Fuß des Baumes niederfallen.
Er liegt auf dem Rücken, bläst den Bauch auf, streckt die Beine von sich, schließt
die Augen, hält den Atem an, kurz, liegt mausetot da. Die Affen oben sehen ihren
Todfeind, halten ihn für tot — wie sie es am liebsten hätten, so glauben sie
es auch. Aber noch trauen sie sich nicht, sondern machen erst noch eine Probe.
Die Probe ist, sie schicken einen von sich hinunter, den sie für den unerschrockensten
halten. Der soll prüfen und nachsehen, was mit dem Panther ist. Der Affe steigt
herab, gar nicht sehr mutig, läuft etwas vor, dann zurück, von der Furcht gebremst,
nähert sich wieder, ist nah, kehrt wieder um, geht erneut näher, betrachtet
die Augen, prüft, ob der Atem geht. Der Panther beherrscht sich und liegt stocksteif
und macht so dem Affen allmählich Mut. Nun ist er ganz nahe, ohne daß ihm etwas
passiert ist, und da werden auch die Affen oben mutig, springen von diesem Baum
herunter und von den anderen, die in der Nähe stehen, kommen zuhauf, marschieren
und tanzen um den Panther herum. Dann springen sie auf ihn drauf und tanzen
voll Verachtung- auf ihm herum, wie Affen tun, verspotten ihn auf alle Weise
und bekunden ihre Freude und ihr Vergnügen über den Tod des Gegners. Der läßt
alles geschehen, aber dann, als er sieht, daß die Affen von ihrer ausgelassenen
Tanzerei ermüdet sind, springt er unversehens hoch, stürzt sich auf die Affen,
zerreißt sie mit den Pranken, zerfetzt sie mit den Zähnen und hat an seinen
Feinden ein üppiges Festmahl und Gelage. - (
ael2
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Festessen (4) Weihnachten letztes Jahr zum Beispiel,
da war nicht nur sein Neffe da, sondern es gab auch ein Festessen, drei Sardinen
statt Gänseleber und Hühnerschenkel als Pute, von diesem billigen Geflügel das
nach Fisch stinkt, er wird unfreiwillig fleischlos gegessen haben, stellen Sie
sich den alten Hurenbock vor wie er mutterseelenallein unter seinem Rembrandt
frißt und von seinem aufgeputzten Lakaien bedient wird, weißes Hemd und schwarzer
Binder, ja die Tradition. - (
apok
)
Festessen (5) Lud der Kaiser zu einem offiziellen
Essen ein, dann standen sich an den Längsseiten des Saales zwei Musikkapellen
aus den Berliner Garderegimentern gegenüber und spielten pausenlos. Der
erste, den dieser Lärm verscheucht hatte, war der alte Moltke gewesen.
Der Kaiser war berüchtigt dafür, wie schnell er aß, und die Diener waren
ebenso berüchtigt für die Schnelligkeit, mit
der sie den Gästen die Teller entrissen, wenn der Monarch sich dem nächsten
Gang zuwendete. - Walter Kiaulehn, Berlin.
Schicksal einer Weltstadt. München 1981 (dtv 1648, zuerst 1958)
Festessen (6) Der Palolo gehört zu jenen Meeresringelwürmern, deren mit Gesehlechtsprodukten beladene, rückwärtige („epitoke") Leibesabschnltte sich zu gewissen Zeiten (einmal im Jahre) vom Vorderleib ablösen, worauf sie zum Nutzen der Artverbreitung freischwimmend und treibend in entferntere Meeresgegenden gelangen. Die verstümmelten („atoken") Vorderteile verbleiben kriechend und wühlend im schlammig-sandigen Meeresboden ihrer ursprünglichen Wohnstätte (beim Palolo der Korallenriffe) und lassen dort ein neues schwimmfähiges, mit Zeugungsstoffen beladenes, binnen Jahresfrist ablösungsreifes Hinterende nachwachsen. Millionen solcher Hinterenden vom Palolo tauchen nun nahe etlichen Inselgruppen des Stillen Ozeans, besonders bei den Fidschi-, Tonga-, Gilbert- und Samoainseln, fast plötzlich im Meere auf; laut FRIEDLAENDER im Oktober oder November, aber stets am Tage des letzten (abnehmenden) Mondviertels oder einen Tag vorher, und zwar früh ehe die Sonne aufgeht, bei der Insel Opolu um 4 Uhr 30 Minuten morgens. Die an der Oberfläche schlangelnden Wurmenden verlieren ihre Eier durch die seitlichen Öffnungen (Segmentalschlitze) ihrer Körperringe oder durch Auseinanderklaffen dieser Segmente; in jedem Falle sinken die freigewordenen Eier auf den Meeresboden, während die entleerten Bruchstücke zugrunde gehen.
Das Schwärmen dauert drei Tage, jedoch mit Unterbrechungen, da die
Wurmfragmente im Laufe der Vormittagsstunden verschwinden. Die Eingeborenen
berechnen das Erscheinen des Palolo nach den Mondphasen bis auf zwei Tage genau;
zur bestimmten Zeit versammeln sie sich mit ihren Booten an der Küste und schöpfen
die emportauchenden Wurmenden eimerweise heraus, die sie als Leckerspeise schätzen:
deshalb herrscht festliches Treiben und Prassen an den Gestaden der Südseeinseln
zur Palolozeit. - Paul Kammerer, Das Gesetz der Serie. Eine Lehre von den Wiederholungen
im Leben und im Weltgeschehen. Stuttgart und Berlin 1919
Festessen (6)
Während der Râkschasa
fortfuhr, Menschen zu fressen, wurde er von vielen Râkschasas, welche
sein Gefolge und seine Dienerschaft bildeten, zum Oberhaupt erhoben.
Diese Umgebung von Räkschasas sprach eines Tages zum Räkschasa Kangta:
»Da wir dein Gefolge und deine Dienerschaft geworden sind, so gib uns
eine große Festmahlzeit!« Der Râkschasa Kangta gab hierzu seine
Einwilligung, und es wurde verabredet, fünfhundert Könige zu töten und
davon eine Festmahlzeit zu bereiten.
- Märchen aus Tibet. Hg. Helmut Hoffmann. Düsseldorf Köln 1965
(Diederichs,
Märchen der Weltliteratur)
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