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ländliches Zur Sommerszeit, wenn die Kinder der Schule fernbleiben
und das Vieh hüten mußten, verfehlten sie nicht, ihre Mußezeit nutzbringend
anzuwenden und ihre ungebundene Freiheit auszunützen. Die Mädchen ließen sich
reichlich oft von der kecken Beredsamkeit der jungen Hirten betören und gaben
sich wahllos hin, eher noch aus Trägheit und Gleichgültigkeit
und um die Zeit totzuschlagen, als aus wirklichem Gelüst. Es war wenig gebräuchlich,
daß solche gelegentliche Beilager in andächtiger Stimmung und mit der gebührenden
Weihe vollzogen wurden; sie boten nahezu immer eine Augenweide für einen oder
zwei Schlingel, die warteten, bis sie an die Reihe kamen
und nun ihrerseits mit dem willigen Opfer ihre Lust büßen
durften. Der Flurhüter, Wächter über Eigentum und sittlich einwandfreien Wandel
in Claquebue, platzte dann und wann mitten in solch ein ländliches Fest hinein,
doch konnte er gar nicht daran denken, die Sünder aufzuschreiben und ein Protokoll
aufzunehmen. Unsittlich und verwerflich ist ja nur das, was das Eigentum
angreift und schädigt. - Marcel Aymé, Die grüne Stute. Reinbek bei
Hamburg 1964 (rororo 402, zuerst 1932)