ertigmachen  Kaum war der Mann fort, kam ein Nachbar zu Besuch, der schon vorher im Haus des Kaufmanns aus- und eingegangen war. Der fing an, mit ihr zu scherzen und zu schäkern und fragte sie, wie es ihr ergehe. »Recht gut«, erwiderte die Frau, »aber ich erwarte ein Kind, und da wird mir oft übel und ich spüre alle die Gebresten, wie sie schwangere Frauen eben zu haben pflegen.« - »Ist's möglich!« rief da der Nachbar aus und stellte sich erstaunt und erschrocken. »Hat Euer Mann in der ganzen Zeit, da Ihr beisammen waret, nicht einmal ein ganzes Kind zustandegebracht?!« »Doch, doch«, versetzte die gute Frau, »es wird schon seine Richtigkeit haben, denn die Nachbarin Toiny sagte mir, ihr sei es ganz gleich ergangen, als sie ihr erstes Kind erwartete.«

Der Nachbar aber, ohne vorerst Böses zu denken, ohne Arges im Schild zu führen, fuhr fort: »Wahrhaftig, glaubt mir, ich kenne mich da gut aus. Wenn ich Euch so anschaue, sehe ich deutlich, daß Euer Mann das Kind nicht ganz fertiggemacht hat; ein Ohr ist noch nicht vollendet. Meiner Treu! Gebt wohl acht!  Ich kenne viele Frauen, denen ist es übel ergangen; andere wieder waren klug und vernünftig und ließen sich ihr Kind aus Angst vor den üblen Folgen in ihrer Gatten Abwesenheit fertig bosseln. Sobald Euer Mann wieder heimkommt, müßt Ihr's ihm also sagen, und er muß Euch das schleunig vollenden.« - »Wie ist das möglich?« jammerte die Frau. »Er ist weit weg im Burgundischen, und kann nicht vor einem Monat zurück sein.« - »Da seid Ihr freilich übel dran, liebste Freundin«, erwiderte der listige Nachbar, »so wird Euer Kind leider nur ein Ohr mit auf die Welt bringen. Und zudem besteht fürderhin die Gefahr, daß auch Eure anderen Kinder einohrig zur Welt kommen; denn es geschieht oft, daß die späteren Kinder dieselben Fehler besitzen wie das erste, wenn der Mutter bei ihrer Erstgeburt etwas zustößt.«

Als die junge Frau diese traurige Weissagung hörte, war sie gar bekümmert. »O mein Gott!« rief sie aus, »was bin ich für ein unglückliches Weib! Ich kann es einfach nicht begreifen, daß mein Mann nicht daran gedacht hat, ehe er fortging.« -»Alles kann man wieder gutmachen, nur den Tod nicht«, versetzte der Nachbar. »Euch zuliebe will ich mich dazu verstehen, Euer Kind fertig zu machen. Für eine andere würde ich's ja auf keinen Fall tun, denn ich habe mit meinen eigenen Kindern genug zu schaffen. Aber ich möchte nicht, daß Euch das fehlgehen muß, nur weil Euch niemand beispringt.« Die gute Frau nahm das alles für bare Münze, denn er konnte es ihr so glaubwürdig angeben, daß sie im Ernst meinte, es bedeute ihm ein großes Opfer und eine wahre Fronarbeit.

Kurzum, sie ließ sich dieses Kind fertig machen, und der Nachbar besorgte das so liebreich und angenehm, daß sie nicht nur an der Vollendung ihres Kindes, sondern auch an der Arbeit an sich ihre Freude hatte. - Der Mann, der seine Frau verkuppelte. Schwänke und Novellen aus dem alten Frankreich. München 1967 (dtv 383)

Fertigmachen (2)  Das Bett quietschte, und ich hörte ein unterdrücktes Ächzen. Ein dumpfer, müder Ton, halb Seufzer, halb Schluchzer.

»So, das hört sich schon besser an«, sagte ich. »Hör jetzt gut zu, denn es betrifft dich. Hier ist mein Plan, wie ich dich fertigmache, dich und meinen ach so geliebten Vater... Ich werde euch beide an einen einsamen Ort bringen und euch mit Ketten zusammenbinden. Und ich werde euch so zusammenbinden, daß ihr voneinander getrennt seid, aber doch zusammen. Unlösbar verbunden, aber ohne euch berühren zu können. Und ich werde euch bis auf eure geile, nackte Haut ausziehen. Und im Winter werde ich euch mit Eiswasser begießen, und im Sommer werde ich euch mit Decken ersticken. Und ihr werdet in der Kälte kreischen und zittern und in der Hitze brüllen und schwitzen. Aber niemand wird euch hören.

Und so wird es siebzehn Jahre gehen, Mutter. Nein, ich will fair sein - ich zieh ein paar Jahre ab. Dann werde ich euch hierher zurückbringen und werde euch zeigen, wie heiß die Hölle sein kann, von der ihr nie genug kriegen konntet. Ich werde euch anzünden. Das Haus anzünden. Werde die ganze verdammte Stadt anzünden. Stell es dir nur vor, Mammy. Ganze Familien, Säuglinge, Kinder, Mütter und Väter, Großeltern und Urgroßeltern - sie werden alle brennen, in unkeuschen Positionen zusammengebunden. Und ich sage dir, Mammy, es wird so kommen. Denn, wahrlich, alles hat seine Zeit, Mammy...  « - (thom)

 

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