errat (Sus ferratum Bism.) - Familie: Suidae Verbreitung: nördlich des 60. und südlich des 40. Breitenkreises Größe: etwa 1 m Höhe Farbe: eisenfarben, später rostbraun .

Der Ferrat, auch Kolumbianisches Eisenschwein oder Panzertier genannt, ist ein merkwürdiges Lebewesen. Wie schon sein trefflicher Name sagt, besteht seine Erscheinung zumindest äußerlich aus Eisenteilen, die das Aussehen des Tieres etwas eckig gestalten.

Hinzu kommen noch die rasselnden Geräusche, die der Ferrat fast ständig von sich gibt: Nahezu alle Exemplare leiden an chronischem Bronchialkatarrh.

Von der Größe etwa eines einheimischen deutschen Rehs (Capreolus capreolus L.), allerdings mit etwas längerem Stumpfschwänzchen, in der Gestalt dem Tapir (Tapirus terrestris L.) nicht unähnlich, lebt der Ferrat fast ausschließlich in Klimazonen, die ihm nicht guttun. Ein widriges Schicksal erlaubt es diesem als gutmütig bekannten Geschöpf nicht, sich in subtropischen Gefilden aufzuhalten. Vielmehr findet es sich in nördlichen Gegenden um den Polarkreis, gelegentlich auch in Patagonien. Dort stehen dann die schwerfälligen Tiere in traurigen Grüppchen von vier oder fünf Exemplaren beisammen und versuchen, ihr tristes Dasein in der Geselligkeit etwas zu erleichtern. Da sie aber von stetem Husten gequält sind, besteht nicht viel Aussicht auf bessere Tage. Gutmütige Einheimische haben schon versucht, den Ferrat zum Haustier zu zähmen, doch waren diese Bemühungen kaum erfolgreich, da das Tier infolge seiner langsamen Bewegungen überallhin zu spät kommt und allen anderen Lebewesen im Wege steht.

Zünzelmann berichtet (Als Löwenjäger in Tibet, S.423), er sei auch in Asien dem Ferrat begegnet, wobei ihm sibirische, ja chinesische Sonderformen auffällig waren, doch wurde dies von anderen Forschern noch nicht bestätigt.

Der Ferrat ist nicht nur schwerfällig zu nennen, er ist auch ein dummes Tier. Scheint er doch kaum imstande, sein Los auch nur um weniges zu verbessern. Er nährt sich von Krümlein, wie sie da und dort im kargen Boden der Tundra enthalten sind. Mittels eines höchst kompliziert gebauten Verdauungssystems kann das Tier aus dieser Speise das nötige Eisen gewinnen, das ihm zur Erhaltung seiner Art wesentlich ist.

Denn erst, wenn sich in seinem Magen ein Klümpchen Eisen angesammelt hat, kann der Ferrat zur Vermehrung schreiten. Unter fürchterlichem Husten nähern sich zwei der Tiere. Mühsam reiben sie einander die meist rostigen Flächen ihrer Gesäßplatten, wobei - wie schon Juhus von Westphal festgestellt hat - offenbar eine gewisse Art von Magnetismus eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Endlich kommt es dann dazu, daß das Weibchen mit heftigem Knall ein plumpes Ei legt, das sie in der Folgezeit liebevoll bebrütet. Nach etwa sechs Jahren hat sich das Ei zum kleinen Ferrat gewandelt, dem nun auch das Vatertier seine Aufmerksamkeit zuwendet. Nunmehr säugt die Mutter das Junge. Zu diesem Zweck hat sie an ihrer Unterseite schraubenähnliche Warzen, aus denen eine rostrote Flüssigkeit träufelt Nach ungefähr zwei weiteren Jahren ist das Junge so weit herangewachsen, daß es den charakteristischen Bronchialkatarrh in seinem Anfangsstadium erkennen läßt. Damit ist es selbst vermehrungsfähig geworden und sucht sich auch bald einen Partner.

Man hat neuerdings, vor allem in Kanada, versucht, witterungsbeständige Schutzfilme am Ferrat zu erproben, um die Tiere solcherart vor dem andauernden Siechtum zu bewahren (Jahresberichte des World Wildlife Fund, 1972 und 1978). Doch scheint damit auch die Fortpflanzungsfähigkeit herabgemindert zu werden. So bewahrheitet sich auch hier wieder die alte Regel, daß dem Leben nicht geholfen werden kann, indem man es vor den Unbilden der Natur schützt.

Daß der Ferrat bei seiner Lebensweise und geringen Intelligenz auch gewisse charakterliche Schwächen aufweist, liegt dem Einsichtigen auf der Hand. Ein Zug zur Dickköpfigkeit, zu Mißtrauen und Übellaunigkeit macht das Panzertier wenig erträglich. Das mag auch letztlich der Grund sein, warum es als Haustier versagt hat. Vielleicht gelingt es der künftigen Forschung, dem Leben dieses mehr als unansehnlichen Geschöpfes einen erfreulichen Sinn zu verleihen.

Ferratin - nach Walter Schmögner

Ferratin, 75 Jahre alt

nach Walter Schmögner

- (kv) 

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