eldherr
Rensky: Alles ist verloren, Hoheit, die Polen haben einen
Aufstand gemacht, Zinne ist verschwunden, und die Mutter Ubu
mit allen Schätzen und Staatsfinanzen geflohen.
Vatter Ubu: So schnell!!! - Nachtgefieder, Unglücksvogel,
Gamaschenuhu! Wo hast du denn diesen Schwafel aufgefischt? Sonst
vielleicht noch was! Und wer hat das getan? Die Kosaken, wette
ich. Woher kommst du?
Rensky: Von Warschau, oh edler Herr.
Vatter Ubu: Du Knabe meiner Scheitze, wenn ich dir glauben
würde, ließe ich die ganze Armee umkehren. Jedoch, mein Knabe,
auf deinen Schultern trägst du mehr Gefieder als Gehirn, und
du hast Torheiten geträumt. Bezieh einen Vorderposten, lieber
Knabe, die Russen sind nicht fern, bald
kreuzen wir die Waffen.
General Lascy: Vatter Ubu, seht Ihr in der Ebene nicht die
Russen dort?
Vatter Ubu: Wahrhaftig, die Russen! Jetzt sitz ich in der
Scheitze. Wenn es wenigstens noch eine Gelegenheit gäbe, sich
aus dem Staub zu machen, aber es ist aussichtslos, wir stehen
auf einer Anhöhe und sind von allen Seiten unter Beschuß.
- Alfred Jarry, Ubu auf dem Berg. In: A.J., Ubu. Stücke
und Schriften. Frankfurt am Main 1987 (zuerst 1901)
Feldherr (2) Mit siebenundsechzig Jahren tat M. de Luxembourg,
als sei er erst fünfundzwanzig, und vergnügte sich, als sei er ein junger Mann.
Da ihm Liebesabenteuer aufgrund seines Alters und seines Aussehens versagt blieben,
suchte er diesem Umstand mit Geld abzuhelfen, und die Intimität, die zwischen
ihm, seinem Sohn, dem Prince de Conti und Albergotti bestand, beruhte fast ausschließlich
auf der Ähnlichkeit ihres Lebenswandels und den Orgien, die sie in Gesellschaft
von Dirnen miteinander zu veranstalten pflegten. Die Ausarbeitung der Marschrouten,
alle Anordnungen, Befehle und die Zuteilung von Lebensmitteln fielen bei einem
Feldzug Puysegur zu. Doch vor dem Feinde am Tage der Schlacht hatte M. de Luxembourg
mit einem Blick alles erfaßt, mit unübertrefflicher Sicherheit übersah er jede
Lage, niemand hätte einfallsreicher, umsichtiger, wachsamer, vorausschauender
sein können als er; kühner Kampfesmut, Selbstvertrauen verbunden mit Kaltblütigkeit
befähigten ihn, mitten im stärksten Feuer und im entscheidenden Gefahrenmoment
alles wahrzunehmen und alles zu überschauen: unter solchen Umständen zeigte
er seine Größe. Im übrigen war er die Trägheit selbst,
kaum daß er ohne zwingende Notwendigkeit spazierenritt; fortwährend Spiel, Unterhaltung
mit seinen Vertrauten, an der täglichen Abendtafel saßen einige wenige Leute,
fast immer die gleichen: lag eine Stadt in der Nähe, trug man Sorge, auch einige
weibliche Wesen aufzutreiben. Dann war er für niemanden und nichts zu sprechen,
und wenn irgendein unvorhergesehenes Ereignis eintrat, mußte Puysegur die Entscheidung
treffen. - (
sim
)