eindin
Beinahe hätte ich vergessen,
einen wunderlichen Frauencharakter zu erwähnen. Ich unterließ
es, ihr gefallen zu wollen, und sie wurde meine Feindin. Madame de Montcertin,
eine große, schöngebaute, schüchterne und träge Frau, die völlig im Banne der
Gewohnheit stand, hatte zwei Liebhaber: einen für die Stadt und den andern auf
dem Land, beide gleich widerwärtig. Diese Lebensweise hat, ich weiß nicht wie
viele Jahre gedauert. Ich glaube, der Maler Scheffer war der Liebhaber, den
sie auf dem Lande beglückte; der Stadtgeliebte war der damalige Oberst und jetzige
General Carbonel, der sich zum Leibwächter des Generals La Fayette gemacht hatte.
Eines Tages wurde Madame Montcertin von ihren acht oder zehn Nichten gefragt, was Liebe sei. »Eine garstige, schmutzige Sache, die man zuweilen den Stubenmädchen nachredet, und wenn man sie überführen kann, werden sie weggejagt.«
Ich hätte Madame de Montcertin umwerben sollen. Gefahr wäre nicht dabei gewesen;
ich hätte auf keinen Fall Erhörung gefunden, denn sie ließ es bei ihren beiden
Männern bewenden und hatte zudem eine gräßliche Angst, sie könnte schwanger
werden. Aber ich sah in ihr eine Sache und nicht einen Menschen. Sie
rächte sich damit, daß sie drei- oder viermal jede Woche
wiederholte, ich sei ein Windbeutel und Halbnarr. Sie bereitete den Tee, und
ich muß allerdings gestehen, daß ich oft erst mit ihr sprach, wenn sie mir eine
Tasse Tee anbot. - (
ele
)
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