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»Ja du, du bist auch ein Feengeschöpf«, sagte Dan.
»Hast du mich dieses Wort bis jetzt schon gebrauchen hören?« fragte Puck hastig.
»Nein. Du sprichst immer vom ›Volk der Berge‹, niemals aber von ›Feen‹«, sagte Una. »Ich habe mich schon darüber gewundert. Magst du es nicht gern?«
»Würdet ihr es gern mögen, wenn man euch immer ›Sterbliche‹ nennte, oder ›Menschenkinder‹, oder ›Adamssöhne‹, oder ›Evastöchter‹?« erwiderte Puck.
»Nein, gar nicht«, sagte Dan. »So reden in einem fort die Djinns und Afrits in Tausendundeiner Nacht.«
»Gerade so geht's mir, wenn das Wort gesprochen wird, das ich niemals ausspreche! Was ihr übrigens so nennt, ist ein Phantasiegelichter, von dem das Volk der Berge niemals etwas gehört hat - Luxusgeschmeiß mit Schmetterlingsflügeln und Gazeröckchen und glitzernden Sternen im Haar und einem Stäbchen in der Hand, das aussieht wie ein Schulmeisterrohrstock, zum Strafen der bösen Buben und Belohnen der guten. Ob ich sie kenne!«
»Die Sorte meinen wir nicht«, sagte Dan. »Wir können sie auch nicht leiden.«
»Na also«, sagte Puck. »Könnt ihr euch wundern, daß das Volk
der Berge keine Lust hat, mit diesem buntflügligen, stabwedelnden,
kopfschaukelnden, zuckrigen Lügengelichter verwechselt zu werden?
Schmetterlingsflügel - was nicht gar! Ich war dabei, als der
Ritter Hüon mit einer Schar seiner Leute von Schloß Tintagel
nach Brasilien aufbrach, als gerade ein solcher Südwest tobte,
daß der weite Wellengischt nur immer so über das Schloß hinwegfegte
und die Rosse vom Berge ganz wild wurden vor Entsetzen. Zwischen
zwei Sturmstößen stoben sie schreiend wie Möwen hinaus, aber
ehe sie dem Sturm die Stirn bieten konnten,
wurden sie fünf gute Meilen landeinwärts zurückgeworfen. Schmetterlingsflügel
- Ein Zauber war's, ein so großer schwarzer Zauber, als hätte
Merlin selber ihn gemacht; und das ganze Meer
war ein grünes Feuer mit weißen Schaumflammen, in denen die Meerweiber
sangen. Und die Rosse vom Berge suchten beim Schein der Blitze
mühsam ihren Weg von einer Welle zur andern! So sah es in den
alten Tagen aus!« - Rudyard Kipling, Puck vom Buchsberg,
nach (
ki
)
Feen (2) Als ich anfing, mich mit Volkskunde zu befassen, begegnete ich einem alten, vielleicht etwas närrischen mann, der mir erzählte, er habe die Sidhe mit eigenen augen gesehen; ich will ihn Michael Barret nennen, weil ich die wirklichen namen lieber verschweige, insofern die leute am leben sind oder noch lebende unverwandte besitzen. Eines tages nun fragte ich eine alte frau, die für mich wolle spann, aus der unsere weber frieszeug herstellen, ob sie jemals den feen begegnet sei. Sie sagte: »Ich selber habe sie nie gesehen und glaube auch nicht besonders an so etwas. Gottes wille allein ist es, zu nehmen und zu geben! Aber am vergangenen abend war ein mann vor meiner türe, und es gibt keinen tag im jähr, da er sie nicht sieht oder spürt. Ich glaube, das geht alles bloß in seinem kopf vor, sage ich ihm, wie er am vergangenen abend vor meiner türe steht. Ich habe immer den wind in meinen obren und sein rauschen hört niemals auf. Ich wollte ihm das so auf natürliche weise erklären. Er aber sagte: Ich höre sie unaufhörlich singen und musizieren, und einer ist immer dabei, der spielt auf einer kleinen flöte ..«
Und dabei ist ihm schon der halbe kamin, an dem sie tag und
nacht sitzen und ihn ansingen, zusammengebrochen. Alle, die bei
tageslicht geboren werden, haben ihr leben lang nicht die macht,
sie zu sehen oder zu hören. - LADY GREGORY: VISIONS AND
BELIEFS IN THE WEST OF IRELAND, nach: (
dru
)
Feen (3) Die Angaben über Größe und Aussehen der Feen schwanken beträchtlich. Zumeist werden sie als klein, aber wohlproportioniert, mit heller Haut und mit langem Haar vorgestellt. Doch gibt es auch Texte, in denen es heißt, sie seien ein oder zwei Fuß groß. Ja, manchmal werden sie sogar als ebensogroß wie Menschen beschrieben.
Im allgemeinen haben sie helle Haut, und dunkelhäutige Leute mißfallen ihnen, was wiederum auf Gegensätze zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen der frühen Zeit hinzuweisen scheint.
Gewöhnlich tragen die Feen Kleider aus feiner Seide, in weißer, roter und blauer Farbe, am häufigsten aber in Grün.
Ein Outlaw, Daffydd ap Siecyn, der sich nach Irland flüchtete und später
nach Wales zurückkehrte, soll sich und seine Anhänger in Grün gekleidet haben,
worauf die Leute die Gruppe für Feen hielt und sie mied.
- Nachwort zu (
wal
)
Feen (4) Eines Tages begab sich der Herrgott zu Adam und Eva, um ihnen den üblichen Besuch abzustatten. Eva hatte einige ihrer Kinder gewaschen und ordentlich hergerichtet, die anderen waren schmutzig gebheben, und sie schämte sich deshalb vor dem Herrgott und hatte die schmutzigen in der Küche versteckt. Und als Gott, nachdem er mit den Kiemen, die Eva ihm gezeigt, gespielt hatte, fragte, ob das alle seien, sagte Eva ja, das seien alle. Und der Herrgott, der alles wußte, wurde zornig und sagte zu Eva, alle Kinder, die sie ihm nicht gezeigt habe, würden fortan für die Menschen unsichtbar bleiben. Ihre Nachkommen sind die Feen, die nur sichtbar werden, wenn sie sich zeigen wollen oder wenn sie jenen seltsamen Geschöpfen begegnen, die das zweite Gesicht haben.
In Island muß man von Feen sprechen, ob man will oder nicht. Und auch von
den Elfen, dem »verborgenen Volk«, das in den Bergen haust, von der Zwiesprache
mit den Toten, von den Propheten und Weissagungen. Vor allem aber von den Feen.
Ich möchte nicht mißverstanden werden: ich meine damit nicht, daß die Isländer
an die Feen ›glauben‹, sondern daß sie mit ihnen Umgang pflegen. »Es geschehen
immer noch Geschichten mit Feen«, sagte der rechtmäßig geweihte Bischof
von Akureyri zu mir, »aber nicht mehr so oft wie früher.« -
Manganelli furioso. Handbuch für unnütze Leidenschaften. Berlin 1985
Fee (5) Er sah eine Frau am Rand der Quelle mit einem hellen silbernen Kamm, verziert mit Gold. Sie wusch sich die Haare in einer silbernen Schale mit vier goldenen Vögeln darauf und purpurglitzernden Juwelen am Rand der Schale. Sie trug einen zottigen purpurnen Mantel aus feiner Schafwolle, und silberne Broschen mit Filigranarbeit und eingelegt mit Gold schmückten den Mantel, darunter aber hatte sie ein langes Hemd mit einer Kapuze an, steif und glatt, aus grüner Seide mit Stickereien aus rotem Gold. Schöne Ornamente aus Gold und Silber, die Zwillingstiere darstellten, erkannte man auf dem Hemd über ihren Brüsten und beiden Schulterblättern. Die Sonne schien grell auf sie, und die Männer sahen das Gold funkeln inmitten der grünen Seide. Sie hatte zwei goldgelbe Tressen, und aus jeder waren vier Zöpfchen geflochten, mit einer Perle am Ende eines jeden. Die Farbe ihres Haars glich der von Wasserschwertlilien im Sommer oder von rotem Gold, das poliert worden ist.
Sie hatte die Spangen aus ihrem Haar genommen, und ihre Arme staken durch die HalsöfFnung ihres Kleides. Ihre Oberarme waren wie Schnee einer einzigen Nacht, und sie waren weich und gerade, und ihre klaren, lieblichen Wangen waren so rot wie der Fingerhut auf dem Moor. Ihre Augenbrauen waren schwarz wie die Flügel eines Käfers, ihre Zähne waren wie Perlen, und ihre Augen waren blau wie Natterkopf, ihre Lippen waren rot wie Zinnober, und ihre Schultern standen hoch und glatt und weich und weiß, ihre Finger waren rein weiß und lang, ihre Arme waren lang. Die schlanken Seiten ihres Körpers waren weich wie Wolle und weiß wie der Schaum der Welle. Ihre Hüften waren warm und glänzend. Rund, klein, fest und weiß waren ihre Knie. Ihre Schienbeine waren kurz, weiß und gerade. Ihre Fersen waren gleichmäßig, gerade und hübsch anzusehen von hinten. Hätte man einen Meßstab neben ihre Füße gelegt, man hätte keinen Fehl gefunden.
Helles Mondleuchten stand auf ihrem Gesicht, Stolz sprang von ihren sanften
Brauen, ein Ausdruck wie beim Liebeskampf leuchtete aus ihren königlichen Augen,
und auf jeder Wange hatte sie ein Grübchen, die kamen und vergingen: eines wie
Blitzen von raschem Purpur so rot wie das Blut eines Kalbs, das andere mit der
hellen Weiße von Schnee. Sanfte weibliche Würde lag in ihrer Stimme, ihr Schritt
war gemessen, der Gang einer Königin. Sie war die schönste, die lieblichste
und vollkommenste unter den Frauen der Welt, jeder dachte: sie muß eine der
Feen sein. - (
izg
)
Fee (6) ›Überdies.. .‹, sagte die Fee, als sie
wegging, ›ich bin ruhig: der Mensch kann sich nur Dummes wünschen.‹ - (
pval
)
Fee (7) Feen jagen, reiten, festen, halten Hof, treiben Sport. Glanz ist um sie, aber auch Schrecken und Chaos. Unter den Feen gibt es Individualisten, wie unter den Menschen, weibliche und männliche Feenwesen, die stets allein auftauchen. Einzelgänger. Feen fürchten sich vor Eisen, sind andererseits aber manchmal auch recht geschickte Schmiede. Feen umgibt die Aura des Todes, der Modergeruch eines Totenreiches. Aber Feen sind es auch, die Fischer vor der Westküste Irlands vor Sturmfluten warnen und so diesen Männern das Leben retten.
Die Aussagen zum Wesen und zur Eigenart der Feen sind voller Widersprüche.
Gegen Feen kann man sich schützen. Mit Eberesche und Weißdorn. Aber warum gerade damit?
Feen kann man sehen. O gewiß doch. Aber wann und wo, das sind Fragen, zu denen es viele Antworten und noch mehr Geschichten gibt.
Als relativ sicheres Mittel gilt der Besitz eines vierblättrigen Kleeblattes.
Oder man muß sich Feenbalsam auf die Auglider träufeln. - (anders)
Fee (8) Die Feen waren für unsere Vorfahren Wirklichkeit. Sie haben im Irischen verschiedene Namen: The Good People, the Little People, the Noble People, The People of the Hills, The People Outside us und so weiter. Man sagte, sie lebten in den >lisses<, aufgegebenen Gehöften, von denen es im ganzen Land Tausende gab und gibt. Auch Hügelkuppen und Berge wurden als ihr Wohnsitz angesehen. Ihr Ursprung wird zurückgeführt auf den Sturz der Engel aus dem Himmel nach der Rebellion Luzifers gegen Gott. Als St. Michael Gott bat, nicht alle Wesen in die Hölle zu stürzen, erlaubte Gottvater einem jeden Engel, gefallen oder nicht, zu bleiben, wo er gerade war. Jene, die sich zu diesem Zeitpunkt auf der Erde befanden, sind die Feen, während die immer noch Fallenden in der Luft leben. Sie fürchten sich vor ihrem Schicksal am Tage des Jüngsten Gerichts, und wenn dann noch genug Blut in ihren Körpern fließt, um ihren Namen zu schreiben — aber genau daran mangelt es ihnen zumeist —, dürfen sie wieder in den Himmel.
Manchen Leuten schreibt man die Fähigkeit zu, die Feen zu sehen, andere haben
diese Fähigkeit nicht. Im Aussehen sind die Feen meist der menschlichen Statur
ähnlich, bis auf den Lepreachaun, den Schuhmacher
unter ihnen, der winzig klein ist. Die Feen führen ein regelrechtes Gemeinschaftsleben,
sie haben eigene lokale Herrscher: Finnbheara und Méadhbh in Connaught, ClÍodhna
in Munster, Aine in Donegal. Sie scheinen wie menschliche Wesen zu leben, essen
dieselbe Nahrung und haben eine große Vorliebe für Tabak, Whiskey und poteen
(schwarzgebrannter Schnaps) wie die Menschen. Wo poteen gebrannt wird, muß man
den ersten Tropfen für Red Willie gegen die Decke der Hütte spritzen, er führt
dann die Polizei in die Irre. - Seán Ó Súilleabháin (Sean O'Sullivan): Irish
Folk Custom and Belief. Nach
(irm)
Fee (9)
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