Feder  »Ich glaubte gerade eben Worte durch die Luft fliegen gehört zu haben, die besagten, daß wir armen Kaffern-Inyongas keine wahren Prophezeiungen geben könnten, wenn wir nicht bezahlt werden würden, und vielleicht stimmt das sogar, soweit es sich um Dinge der Gegenwart handelt. Und doch kann die Schlange in dem Inyanga, wenn sie über den kleinen Stein springt, der die Gegenwart vor ihr verbirgt, den Pfad sehen, der in die weite Ferne führt, durch die Täler, über die Flüsse, die Berghänge hinauf, bis er sich irgendwo oben am Himmel verliert. Deshalb glaube ich an dieser Feder, die von meinem magischen Feuer angebrannt worden ist, etwas von deiner Zukunft sehen zu können, o mein Vater Macumazahn. Weit und weiter verläuft deine Straße.« Er fuhr mit dem Finger in Längsrichtung der Feder. »Hier ist eine Reise.« Er schnippte ein Stückchen verkohlter Feder fort. »Hier ist eine weitere, und noch eine, und noch eine« - und er schnippte kleine, verkohlte Federstückchen fort. »Hier ist eine, die sehr erfolgreich ist und dich reich machen wird; und hier ist noch eine, eine wunderbare Reise, auf der du seltsame Dinge sehen und seltsame Menschen treffen wirst. Dann ...« - und er blies so hart gegen die Feder, daß sich alle verkohlten Daunen (Bruder John sagt, daß Lumina der richtige Ausdruck dafür sei) vom Kiel lösten - »dann bleibt nichts mehr übrig, als so eine Stange, wie sie manche Menschen meines Volkes in ein Grab stoßen; den Schaft der Erinnerung, nennen sie ihn. O mein Vater, du wirst in einem weit entfernten Land sterben, aber du wirst Erinnerungen hinterlassen, die Hunderte von Jahren leben, denn sieh, wie stark dieser Federkiel ist, über den das Feuer keine Macht hatte. Bei den meisten anderen sieht er ganz anders aus«, setzte er hinzu. - Henry Rider Haggard, Die Heilige Blume. München 1985 (zuerst 1915)
 
 

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