aulpelz
Eduards Bruder war immer derselbe: ein herzensguter Faulpelz.
Genau so hatte er vermutlich vor vielen Jahren auf dem Sofa seiner Studentenbude
herumgelegen und (da war Eduard noch ein Knirps) Stalins Tod vertrödelt und
verpennt; am nächsten Tag war er nichtsahnend in die Fakultät gekommen und hatte
die Kommilitonin Kladiva bemerkt, die in ostentativer Erstarrung wie eine Trauerstatue
mitten im Vestibül emporragte; dreimal ging er um sie herum und fing dann schrecklich
zu lachen an. Das Mädchen war beleidigt, bezeichnete das Lachen ihres Kommilitonen
als politische Provokation, und der Bruder mußte die Universität verlassen und
zum Arbeiten auf ein Dorf gehen, wo er sich seit jener Zeit ein Haus, einen
Hund, eine Frau, zwei Kinder und sogar ein Wochenendhäuschen zugelegt hatte.
- Milan Kundera, Das Buch der lächerlichen Liebe. Frankfurt am Main 1990 (zuerst
1963 ff.)
Faulpelz (2) Ich war
zu faul, um aufzustehen; aber da schwor meine Mutter bei Allah, wenn ich
nicht aufstände und mit ihr ginge, so wolle sie mir nie mehr etwas zu essen
oder zu trinken geben, und sie wolle nie mehr zu mir hereinkommen, sondern mich
vor Hunger und Durst sterben lassen. Als ich ihre Worte vernahm, o Beherrscher
der Gläubigen, wußte ich, daß sie das tun würde, da sie ja meine Faulheit kannte.
Also sprach ich zu ihr: 'Richte mich auf!' Da richtete sie mich auf, während
ich Tränen im Auge hatte; dann sagte ich: 'Bring mir meine Schuhe!' Und als
sie mir die gebracht hatte, fuhr ich fort: 'Zieh sie mir über die Füße!' Nachdem
sie mir die Schuhe angezogen hatte, sagte ich zu ihr: 'Heb mich vom Boden auf!
Sie tat es, und dann sagte ich: 'Stütze mich, damit ich gehen kann!' Da stützte
sie mich, und so ging ich denn mit ihr immer weiter dahin, während ich über
meine Säume stolperte, bis wir zum Ufer des Stromes gelangten. Dort begrüßten
wir den Scheich, und ich sprach zu ihm: 'Oheim, bist du Abu el-Muzafffar}' 'Zu
Diensten!' erwiderte er, und ich fuhr fort: 'Nimm diese Dirhems und kaufe mir
dafür etwas im Lande China; vielleicht wird Allah mir daraus Gewinn erwachsen
lassen.' Nun fragte der Scheich Abu el-Muzaffar seine Gefährten: .Kennt ihr
diesen Jüngling! 'Jawohl,' gaben sie zur Antwort, ,der da ist bekannt als Abu
Mohammed der Faulpelz; aber jetzt haben wir zum ersten Male gesehen, daß er
aus seinem Hause herausgekommen ist.' - (
1001
)
Faulpelz (3)
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