anatiker
Ich stelle den Aristides unter Wucherer, den Epiktet
unter Hofleute und den Johann Jacob Rousseau unter die Doktoren der Sorbonne.
Mich deucht, ich höre ein lautes Hohngelächter, und hundert Stimmen rufen: Welche
Phantasten! Dieser zweideutige Anschein von Phantasterei, in an sich guten
moralischen Empfindungen, ist der Enthusiasmus, und es ist niemals ohne
denselben in der Welt etwas Großes ausgerichtet worden. Ganz anders ist es mit
dem Fanatiker (Visionär, Schwärmer) bewandt. Dieser ist eigentlich ein
Verrückter von einer vermeinten unmittelbaren Eingebung, und einer großen Vertraulichkeit
mit den Mächten des Himmels. Die menschliche Natur kennet kein gefährlicheres
Blendwerk. Wenn der Ausbruch davon neu ist, wenn der betrogene Mensch Talente
hat und der große Haufe vorbereitet ist, dieses Gärungsmittel innigst aufzunehmen,
alsdenn erduldet bisweilen so gar der Staat Verzuckungen. Die Schwärmerei führet
den Begeisterten auf das Äußerste, den Mahomet auf den Fürstenthron, und
den Johann von Leyden aufs Blutgerüste.
- Immanuel Kant, Versuch über die Krankheiten des Kopfes
(1764)
Fanatiker (2)
Mr. Davis berichtete uns ausführlich über das Verhör der Fanatiker, die
festgenommen sind, und kurz gesagt ist es folgendes: alle diese Fanatiker, die
das alles getan haben, nämlich alle Bürgermilizen, die sie trafen, in die Flucht
geschlagen, der königlichen Leibwache Beine gemacht, ungefähr zwanzig Menschen
getötet, zweimal durch die City-Tore gestürmt, und all das bei Tage, als die
ganze Stadt in Waffen war, die sind insgesamt nicht mehr als 31 Mann. Während
wir glaubten (weil sie hier und da fast überall in der City gesehen wurden und
zwei, drei Tage um Highgate und an verschiedenen anderen Orten waren), sie wären
mindestens 500. Etwas ganz Unerhörtes, daß so wenig Leute es wagen und so viel
Unheil stiften. Ihre Parole war ›Der König Jesus und die Köpfe auf den Toren‹.
Wenige von ihnen wollten sich ergeben, aber die, die lebendig gefangen wurden,
erwarten, daß Jesus bald kommt und hier auf Erden regiert, und glauben immer
noch fest, daß ihr Werk fortgeführt wird, wenn sie auch sterben. -
(
pep
)
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