amilientafel
Unsere Mutter, die Generalin, brauchte, auch wenn sie sich bei Tisch
bedienen ließ, schroffe militärische Wendungen: »So! Noch ein bißchen! Gut!«
- und niemand hatte etwas daran auszusetzen; aber bei uns hielt sie wenn nicht
auf die Etikette so doch auf Disziplin und unterstützte den Baron tatkräftig
durch ihre Befehle im Kasernenhofton: »Sitz still! Und wisch dir das Maul ab!«
Die einzige, die sich in ihrem Elemente fühlte, war unsere Schwester Battista,
die Hausnonne, die das Fleisch der Masthühner Faser für Faser mit minutiöser
Verbissenheit abschabte; sie benutzte hierfür bestimmte geschärfte Messerchen,
die nur sie besaß, eine Art chirurgische Lanzetten. Der Baron, der sie uns doch
als Beispiel hätte vorführen sollen, getraute sich nicht, sie anzuschauen, denn
mit ihren hervorquellenden Augen unter den Flügeln der gestärkten Haube, mit
ihren Raffzähnen in dem gelben Mäusegesichtchen jagte sie auch ihm Angst ein.
- Italo Calvino, Der Baron auf den Bäumen.
München 1984 (zuerst 1957)
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