amiliengeheimnis  Die Hintergründe der Affäre bleiben sehr undurchsichtig. Muß man wieder auf die Indiskretion des Wirtes vom Schwan zählen, um mehr zu erfahren? Wie soll man ihn auf dieses Thema bringen ohne daß es so aussieht, als verdächtige man ihn einer zu genauen Kenntnis der Einzelheiten? Manche spielen auf sittliche Fragen an, die einst diese kleine Welt erregt hätten. Der Sekretär bemerkt, daß man einander zublinzelt, scherzhafte Bemerkungen fallen läßt. Aber wie kann man sich nach so vielen Jahren etwas Genaues vorstellen? Die Ehrbarkeit des Alters kann manche früheren Schwächen verbergen.

Und dann ist der senile Bruder, von welchen Ausschweifungen sein Zustand auch herrühren mag, gar nicht so abgetakelt wie behauptet wird, ich wiederhole Ihnen er hat noch lichte Momente, er redet sehr klar über seine Kindheit, über die verschiedenen Orte, an denen er gelebt hat, die Familiengeburtstage, und viele seiner Erinnerungen kann man mit denen des Meisters vergleichen, der nicht immer die Geistesgegenwart hat ein Gespräch auf andere Bahnen zu lenken, wenn es Gefahr läuft...   - Robert Pinget, Der Feind. Berlin  1988