alschheit Ich erinnere mich an einen Mann, der mit den Ballettmädchen von der Oper nichts mehr zu tun haben wollte, weil sie, wie er sagte, so falsch seien wie die anständigen Frauen. - (cham)

Falschheit (2) "Stark ist nur der, der sich für alles halt und die Menschen für nicnts. Mehr oder weniger Sklaven in einem Staat jst gleichgültig, 'nur muß die Kette schwer auf dem Volke lasten und der Herrscher ein Despot sein. Rom war schwach, solange es sich selbst regieren wollte. Es wurde die Herrscherin der Erde, als die Tyrannen ans Ruder kamen. Die ganze Macht muß im Besitze des Tyrannen sein, und da das Volk durch seine Natur der Stärkere ist, so muß die Regierung durch eine ununterbrochene Reihe despotischer Maßnahmen diese Stärke ersetzen. Ohne das wird sie nur immer in der Phantasie existieren. Wenn wir anderen eine Meinung von uns einflößen wollen, so müssen wir sie langsam gewöhnen, uns so zu sehen, wie wir nicht sind, sonst sehen sie uns so, wie wir sind, und wir haben verspielt.".

„Ich war immer der Meinung," sagte Clairwil, „daß die Kunst, Menschen zu beherrschen, die meiste Falschheit verlangt."

„Das ist auch richtig, und der Grund ist sehr einfach. Man beherrscht die Menschen nur durch Betrug. Und um zu betrügen, muß man falsch sein: Der aufgeklärte Mensch läßt sich nicht gängeln. Nimm ihm daher das Licht und du kannst ihn führen wie du willst. Dazu verhilft uns aber die Falschheit." „Ist die Falschheit kein Laster?" fragte ich. „Ich halte sie eher für eine Tugend," antwortete Saint-Fond. „Es ist der einzige Schlüssel zum Herzen des Menschen. Man kann nicht mit ihm leben, wenn man aufrichtig ist. Alle wollen uns betrügen. Wohin kämen wir, wenn wir sie nicht wieder betrügen. Das wichtigste Studium eines Menschen und besonders eines Staatsmannes ist immer, die ändern zu ergründen, ohne in sich selbst hineinblicken zu lassen. Dazu kann er aber nur durch die Falschheit gelangen, folglich ist die Falschheit eine Tugend. In dieser ganz verdorbenen Welt ist es nie ein Schaden, mehr angefault zu sein als die andern. Es dient dies dazu, sich alles Glück und Frieden zu verschaffen, welches uns die Tugend in einem moralischen Staate verschaffen würde. Aber in der Regierungsmaschinerie gibt es keine Tugend, denn es ist unmöglich, allen Verbrechen vorzubeugen, sich vor allen Verbrechen zu schützen, ohne selbst Verbrecher zu sein. Wer verderbte Menschen führen will, muß selber verdorben sein, und mit der Tugend, die selbst ohne jegliche Tatkraft ist, wird es niemals gelingen, das Verbrechen zu beherrschen, das tatenschwangere. Der Herrscher muß den Beherrschten an Kraft übertreffen, wenn daher der Beherrschte aller Verbrechen voll ist, wie soll dann der Herrscher des Verbrechens entbehren können? Sind die Strafen keine Verbrechen, was entschuldigt sie denn? Die Notwendigkeit, sie zu beherrschen. Damit zieht schon das Verbrechen in die Regierung ein. Wozu ist denn auf der Welt überhaupt diese Sitte, Tugend genannt, wenn man sie nur durch Verbrechen aufrechterhalten kann ? Im übrigen hedarf die Regierung der Verbrechen ihrer Untertanen. Je mehr, desto leichter Herrscher zu sein. Du magst die Tugend wenden wie du willst, du wirst sie immer gefährlich und nutzlos finden. Ich möchte, Juliette," setzt Saint-Fond fort, indem er sein Wort an mich richtete, „alle Vorurteile in dieser Hinsicht gänzlich zerstören, denn sie führen unausbleiblich dein Unglück herbei. Ich möchte deine Prinzipien für dein ganzes Leben erhärten, denn es ist schrecklich, geboren zu sein mit der Neigung zum Bösen, und ihm nicht ohne Zagen huldigen zu können. Sei überzeugt, mein Engel, je mehr du jegliche Ordnung der Natur zerstörst, desto besser gebrauchst du die Gaben, die sie dir gegeben hat, Gaben, von denen sie wußte, daß du sie gebrauchen würdest und deren Gebrauch sie gutheißt, sonst würde sie nicht immer wieder die Lust nähren, sie zu gebrauchen."  - (just)

Weib Verlogenheit Charakter

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