ahrstuhlführer    Vierundzwanzig Jahre steht er nun im Fahrstuhl. Er spricht:

»Die Schlacht von Chancellorsville hat mich in diese stumme Gondel hier gestellt. Ich war verwundet worden und fünf Zehen kamen unter die Erde - oder anders gesagt, ich verlor ein Bein. Danach, statt den Verstand zu gebrauchen, den mir dies Erlebnis eingegeben haben sollte, und das Leben auf lange Zeit von seiner nüchternen Seite zu betrachten, stattdessen also (und das mit nur neunzehn Jahren) hab ich prompt geheiratet, das Dümmste, was ich je im Leben getan habe. Sie war die erste, die zweite folgte ihr, und jetzt«, setzt er hinzu, »halte ich nach der nächsten Ausschau.

Ich bekam die Stelle als Fahrstuhlführer, nachdem ich das große Los gezogen hatte und alles Geld losgeworden war, das ich auf der Bank hatte. Ich habe sechzehn Jahre lang den Fahrstuhl im Rathaus bedient, und die Art von Fahrstühlen sind die reinsten Streichholzschachteln, doch habe ich trotzdem kein einziges Mal jemanden verletzt, weder mich noch einen Fahrgast. Da gab es nicht den kleinsten Kratzer am Finger, keinen geklemmten Fuß, und nicht mal ein Entrinnen um Haaresbreite, um das Ganze ein bißchen lebendiger zu gestalten. Unter meiner Bedienung blieb die Gondel nüchtern, was ja auch der einzig rätliche Zustand ist. Von dort aus ging ich für einen Monat in die Borough Hall. Das Rathaus war zu der Zeit, als ich anfing, das einzige Gebäude in Brooklyn mit Fahrstuhl.

Statt nun die ganze Zeit von meinem Beruf zu reden, möchte ich gern ein Wort zu meinen Überzeugungen sagen. Meine unerschütterlichste betrifft den Selbstmord. Es gibt nur eine Weise, ihn zu begehen - und zwar, indem man allein bleibt. Mag sein, man verbrüht sich die Finger, doch es ist besser, in den warmen Indischen Ozean zu plumpsen, als auf einem Eisberg zu sitzen und in die Ferne zu blicken, wo es von Eisschollen wimmelt, und nie mal ein Gör zu haben, das dir zu Hause entgegenläuft oder dir mit seiner kleinen Person auf die Nerven fällt. Das ist eine Theorie, der auch alle Geschäftsleute anhängen.«  - Djuna Barnes, New York. Berlin 1987 (zuerst 1913)

 

Fahrstuhl

 

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