äustel Im
Juni des Vorjahres war ein Tiroler vor Gericht gestanden, der wegen Mordes an
einem Imster Schulkind angeklagt gewesen war und zu lebenslänglichem Kerker
verurteilt worden ist. Der Tiroler, von Beruf Schriftsetzer und seit drei Jahrzehnten
zur Zufriedenheit der Besitzer, in einer Innsbrucker Druckerei beschäftigt,
hatte sich dahingehend verantwortet, daß er vor dem Imster Schulkind Angst gehabt
habe, was ihm von den Geschworenen aber nicht geglaubt worden war, denn
der Schriftsetzer, der tatsächlich aus Schwaz gebürtig gewesen ist und dessen
Vater als Innungsmeister der Tiroler Fleischhauer in Tirol zu höchstem Ansehen
gekommen war, hatte eine Körpergröße von einsneunzig und war, wie die Geschworenen
sich im Gerichtssaal überzeugen hatten lassen, imstande gewesen, eine aus Eisen
gegossene hundertfünfzig Kilogramm schwere Kugel auf zwei Meter Höhe zu heben,
ohne zu scheitern. Der Tiroler hatte das Imster Schulkind mit einem sogenannten
Maurerfäustl erschlagen. -
Thomas Bernhard, Der Stimmenimitator. Frankfurt am Main 1978
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