Facettenauge   Es war eine große quadratische Federzeichnung einer Stubenfliege. Sie war sorgfältig ausgeführt, jede einzelne der tausend Facetten des vorstehenden Fliegenauges waren genau er. Die Fliege hing schon dort, bereits fleckig und vergilbt, als Cotton den Schreibtisch vor sieben Jahren übernommen hatte. Der alte Tobias hatte ihm gesagt, er glaube, sie sei in den dreißiger Jahren von einem Reporter hier angeklebt worden, der später in Ungnade gefallen und in die Public-Relations-Arbeit gegangen sei.

Nach Monaten des Nachsinnens über die Zeichnung war Cotton der Gedanke gekommen, sie müsse Walter Lippmanns berühmtes Konzept vom Journalisten als «Fliege an der Wand» verkörpern, die alles sieht, nichts empfindet, äußerst unparteiisch, äußerst objektiv ist. Damals hatte er sich abgefunden mit der grotesken Häßlichkeit, die auf ihn herabstarrte. Und die Zeichnung blieb und erinnerte ihn und alle, die darauf blickten und ihre Bedeutung kannten, daß der Reporter ein wenig menschlicher sein sollte. Oder etwas weniger.  - Tony Hillerman, Die Wanze. Reinbek bei Hamburg 1989

Insektenblick Auge

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