abulieren  Poesie — das sind Kurzschlüsse des Sinns zwischen den Worten, jähe Regenerationen der ursprünglichen Mythen. Wir vergessen beim Umgang mit geläufigen Worten, daß sie Fragmente alter und ewiger Geschichten sind, daß wir gleich den Barbaren unsere Häuser aus Trümmern von Götterstatuen bauen. Unsere nüchternsten Begriffe und Bezeichnungen sind ferne Ableitungen von Mythen und alten Geschichten. Es gibt nicht ein Krümchen in unseren Ideen, das nicht aus der Mythologie stammte, nicht ungeformte, verkrüppelte, abgewandelte Mythologie wäre. Die ursprüngliche Funktion des Geistes ist das Fabulieren, ist das Erfinden von ›Geschichten‹. Die motorische Kraft des menschlichen Wissens ist die Überzeugung, am äußersten Ende aller Forschungen den endgültigen Sinn der Welt zu finden. Sie sucht ihn auf der Spitze ihrer künstlichen Türme und Gerüste. Doch die zum Bau verwendeten Elemente wurden schon einmal verwendet, stammen aus vergessenen und zertrümmerten ›Geschichten‹. Die Poesie erkennt diesen verlorenen Sinn, gibt den Wörtern ihren Platz wieder, verbindet sie gemäß ihren alten Bedeutungen. Beim Dichter erinnert sich das Wort gewissermaßen an seinen wirklichen Sinn, blüht auf, entfaltet sich spontan nach den eigenen Gesetzen und gewinnt seine Integrität wieder. - (bs)
 
 

Geschichten Erfinden

 

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