F-Erlebnis  Man brause zu kalt, verschnaufe den Schock, schneide sich dann an einer Karteikarte eine Rille in den Finger, sauge die Wunde aus und tröste sich, stolpere dann über eine Schwelle, falle so, daß die Nase dröhnt und blutet, stille die Blutung und greife endlich versehentlich in die Rotglut einer dicken Zigarre. Die zweifellos unglückliche Kette raffe man in einem zweiten Versuch ins Dramatische: Man lasse sich zugleich mit Eiswasser anschütten, den Finger einschneiden, auf die Nase hinwerfen und eine glühende Zigarre in den Handballen drücken. Der Vorteil ist ersichtlich.  

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Solche Hohlnadelstichedurchdieeineganzeanzahlchemischerverbindungenmiteinemeinzigenblitzindenkörpergezwängt werdenkönnen sind es, die beim Ersterfahren oder Erinnern mancher Eindrücke beglückend schmerzen. Plötzlich beim Anwehen eines Geruchs oder Nennen eines Ortsnamens, beim Ansehen eines vergilbten Papptellers in einem Dorfkonditorschaufenster oder beim Hören eines Radiomusikfetzens aus einer sogleich wieder zuknallenden Wäschereiweibergarderobentür: Zick! Gelegentlich sogar ein ununterbrochener Spaziergang voll Zick!s.

Das Zick! oder (an das etwas schwärmerische Wort „Fluidum" anknüpfend:) F-Erlebnis, das trotz der Vielelementigkeit als Ein Moment, als Ein Etwas empfunden wird und darum mehr von einem Geruch, einem Frösteln, einer Melodieerinnerung an sich hat als von einer Gedankenkette oder der schriftstellerischen Bildbeschreibung, ist jeweils unvertauschbar. Leider (da mit dem ganzen Leben des Empfinders verbunden:) auch unmitteilbar. Alle Konkretion und Superkonkretion meiner Abbildversuche sind nur leere Schoten, die einen eindeutigen aber unersetzenden Hinweis auf die Erbsen geben.  - (oko)

 

Erlebnis

 

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