xperiment Die vegetarische Diät, zu der Felix infolge seiner zerrütteten Vermögensverhaltnisse schon lange genötigt war, erleichterte die Vorkehrungen, die Zoologin Dr. Nelly Pritschke zum guten Gelingen ihres Werkes für ratsam hielt. Es gelang ihr in so kurzer Zeit, ihn aller dem Zweck unzuträglichen Kost zu entwöhnen, daß er schon auf der Hochzeitsreise nur mehr Kokosnüsse zu sich nehmen mochte.

An Ort und Stelle hatte Nelly mit Hilfe des ihr von einem Dollarmillionär beigegebenen Stabes von Affenjägern, Turnlehrern, Architekten, Dolmetschern, Tierbändigern und Professoren bald genug alle Einrichtungen geschaffen, die dem Fortpflanzungsgeschäft förderlich schienen. Die gesuchte Affenrasse wurde ermittelt; ein wohlgestaltetes Gorillaweibchen, das den Rufnahmen Justine erhielt, bekam in einem geräumigen, mit einer breiten Ottomane möblierten Käfig Quartier, und Felix lernte von einem nahe stehenden Baum aus an die Gitterstäbe anzuspringen und daran mit großer Gelenkigkeit herumzuturnen, so daß sich Justine an seinen Anblick gewöhnte und auch er selbst bald die Scheu verlor, sich in den für eine Äffin verführerischsten Stellungen mit seinen langen Gliedmaßen vor der Mutter seiner erhofften Züchtung zu zeigen.

Die Absicht, den Inselbewohnern in Missionskursen seinen Abscheu gegen Unzucht sowie Schmutz und Schund in Wort und Bild einzuflößen, mußte Felix aufgeben, weil ihn die Dolmetscher darüber aufklärten, daß ähnliche Versuche bereits früher unternommen worden, aber an der leider bloß Heiterkeit erregenden Wirkung, die sie erzielten, erbarmungslos gescheitert seien. Durch diesen Verzicht auf die Ablenkung seiner Gedanken von den possierlichen Versuchen Justinens, vor dem Turner an ihren Käfigstäben graziös zu kokettieren, geschah es, daß Felix allmählich ein nie gekanntes Gefühl in sich aufsteigen spürte, das ihn zu immer vollkommeneren turnerischen Leistungen anspornte und ihn auch in Stunden, in denen er dazu nicht verpflichtet war, in die Nähe des Gorillamädchens drängte. Nelly, die ihn scharf beobachtete, überraschte ihn sogar dabei, wie er sich über den Kopf weg mit der rechten Hand die linke Backe kratzte, und bei ähnlichen unwillkürlichen Gesten, die die aufkeimende Sympathie für Justine verrieten.

Es ist nie ermittelt worden, ob die Initiative schließlich von ihm oder von ihr ausgegangen war. -  Erich Mühsam, Die Affenschande. In: Affenmensch und Menschenaff. Hg. Margit Knapp. Berlin 1999 (Wagenbach Salto 85)

Experiment (2)  Mr Hobbs sagte mir, der Grund für den Tod Seiner Lordschaft habe im Versuch eines Experiments gelegen: näml. als er mit Dr. Witherborne (einem Schotten, Leibarzt des Königs) in seiner Kutsche Richtung Highgate ausfuhr, lag Schnee auf der Erde: und da kam's Mylord in den Sinn, ob im Schnee das Fleisch nicht eben so wie im Salz conservirt werden könnte. Sie entschieden, das Experiment ungesäumt zu versuchen. Sie entstiegen der Kutsche, und gingen in das Haus einer armen Frau zu Füßen des Highgate Hill, erwarben eine Henne, ließen sie von der Frau ausnehmen, und dann stopften sie den Cadaver mit Schnee aus, und Mylord legte selbst mit Hand an. Der Schnee verkühlte ihn so, daß er auf der Stelle so schwer krank wurde, daß er nicht mehr zu seiner Wohnstatt heimkehren konnte (damals Gray's Inne, vermut' ich), sondern nach Highgate zum Hause des Earl of Arundel fuhr, wo sie ilm in ein gutes pfannengewärmtes Bett steckten - allein es war ein feuchtes Bett, in dem seit etwa einem Jahr keiner mehr gelegen: was ihm eine solche Erkältung machte, daß er, wie mir Mr Hobbs nach meiner Erinnerung erzählte, innert 2 oder 3 Tagen an Atemnot starb.  - (aub)

Experiment (3)  Eines Tages lustwandelte Fräulein Kunigunde unweit des Schlosses in dem Schloßpark genannten Wäldchen, und da gewahrte sie im Gebüsch den Doktor Pangloß, der just der Kammer Jungfer ihrer Mutter, einem kleinen braunhaarigen, recht hübschen und ausnehmend gelehrigen Ding, eine Unterweisung in Experimentalphysik erteilte. Da Fräulein Kunigunde treffliche Anlagen zu den Wissenschaften hatte, beobachtete sie mit atemloser Spannung die wiederholten Experimente, deren Augenzeugin sie war. Ganz deutlich vermochte sie den zureichenden Grund des Doktors zu sehen, sie erkannte die Ursachen und ihre Wirkungen und schlich hernach, höchst angeregt und aufgewühlt, gedanken- und ahnungsvoll nach Hause, vom Wunsche beseelt, auch so gelehrt zu sein. - Voltaire, Candide oder Der Glaube an die beste der Welten, nach (vol2)

Experiment (4)   »Die Lehrerin kann mich nicht leiden, das ist schiefgelaufen.«

»Das könnte ein Grund sein, aber wahrscheinlich kein sehr ausschlaggebender.«

»Wenn die Guten jung sterben, lebt die bestimmt ewig«, sagte Dru. »Die Kinder nennen sie alle die Hexe.«

»Und wie nennst du sie?«

»Ins Gesicht oder hinter ihrem Rücken?«

»Zunächst mal ins Gesicht.«

»Isabelle.«

»Du redest sie mit Isabelle an?«

»Ja.«

»Warum?«

»Weil ich so gern seh, wie sie rot anläuft. Es ist sehr interessant. Das Rot fängt am Hals an und klettert nach oben, bis sogar die Nasenspitze rosa ist, wie bei einem Kaninchen.«

»Heiliger Strohsack«, sagte John.

»Es ist ein sauberes wissenschaftliches Experiment. Finde ich.«

»Offenbar ist Miss Thomson nicht deiner Meinung.«

»Sie hat keinen Sinn für Humor.«  - Margaret Millar, Banshee die Todesfee. Zürich 1987 (zuerst 1983)

Experiment (5)  

 

- Max Ernst

Experiment (6)   »Ich weiß«, sagte der Mann, »wenn ich immer geradeaus gehe, komme ich an diesen Tisch zurück. «

»Das weiß ich«, sagte er, »aber das glaube ich nicht, und deshalb muß ich es ausprobieren.« »Ich werde geradeaus gehen«, rief der Mann, der weiter nichts zu tun hatte, denn wer nichts zu tun hat, kann geradesogut geradeaus gehen. Nun sind aber die einfachsten Dinge die schwersten. Vielleicht wußte das der Mann, aber er ließ sich nichts anmerken und kaufte sich einen Globus. Darauf zog er einen Strich von hier aus rund herum und zurück nach hier. Dann stand er vom Tisch auf, ging vor sein Haus, schaute in die Richtung, in die er gehen wollte, und sah da ein anderes Haus.

Sein Weg führte genau über dieses Haus, und er durfte nicht um es herum gehen, weil er dabei die Richtung hätte verlieren können. Deshalb konnte die Reise noch nicht beginnen. Er ging zurück an seinen Tisch, nahm ein Blatt Papier und schrieb darauf: »Ich brauche eine große Leiter.« Dann dachte er daran, daß hinter dem Haus der Wald beginnt, und einige Bäume standen mitten auf seinem geraden Weg, die mußte er überklettern, deshalb schrieb er auf sein Blatt: »Ich brauche ein Seil, ich brauche Klettereisen für die Füße.« Beim Klettern kann man sich verletzen. »Ich brauche eine Taschenapotheke«,  schrieb der Mann.   »Ich brauche einen Regenschutz, Bergschuhe  und  Wanderschuhe,   Stiefel   und Winterkleider und Sommerkleider. Ich brauche einen Wagen für die Leiter, das Seil und die Eisen, für Taschenapotheke, Bergschuhe, Wanderschuhe, Winterkleider, Sommerkleider.« Jetzt hatte er eigentlich alles; aber hinter dem Wald war der Fluß, darüber führte zwar eine Brücke, aber sie lag nicht auf seinem Weg. - Peter Bichsel, Der Busant. Von Trinkern, Polizisten und der schönen Magelone. Darmastadt und Neuwied 1987

Experiment (7)

   

- Duchenne

Experiment (8)

Experiment (9)

 

  - N.N.

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Synonyme

Versuch