x-Mann Sie
lebte ungefähr seit einem Jahr mit Nucci zusammen, als ihr Romeo
begann, sich hartnäckig für sie zu interessieren. Er rief sie an, um ihr
zu sagen, er wüßte nicht mehr, was er tun sollte, um sich die Zeit zu vertreiben,
denn allein in der Wohnung am Stadtrand kam er sich vor wie im Friedhof,
und er bat sie, einmal vorbeizukommen. »Was soll ich denn dort machen?«
fragte sie. »Nur so«, sagte er, »wir reden ein wenig.« Sie wollte nicht
hingehen, er bestand nicht darauf. Er ist jetzt nicht mehr so unverschämt,
sagt Alida. Aber auf einmal begann ihr Romeo, sie offenbar anzuflehen,
sie solle kommen, denn sein Blut würde wieder einmal kochen, und er rief
sie auch am Abend zu Hause an, während sie mit Nucci in dem engen Wohnzimmer
vor dem Fernseher saß. Er sagte, er könne an nichts anderes mehr denken
als an ihre Schenkel und ihren Busen, darauf sei er jetzt fixiert. Er jammerte
und stöhnte dazu, dennjedesmal, wenn er eine Frau sah, mußte er an sie
denken, wenn er die Werbeplakate mit den halbnackten Frauen sah, mußte
er auch an sie denken, und wenn er seine Pornohefte anschaute, mußte er
an ihre Schenkel und ihren Busen denken. Er flehte sie an und sagte, sie
müsse ihm unbedingt helfen: »Willst du denn, daß wir wieder zusammen gehen?«
Darauf beruhigte sich Romeo sofort: »Nein, nein! Besser nicht!« sagte er
und brach die Unterhaltung ab. -
Gianni Celati, Im Nebel und im Schlaf. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
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