volutionsmotor
Ausgehend von einer Untersuchung über Hefepilze hatte man an der
Universität Ohio nachgewiesen, daß die Arten, die sich auf sexuellem Weg
vermehrten, sich langsamer weiterentwickelten als die Arten, die sich durch
Klonen vermehrten; die zufallsbedingten Mutationen
stellten sich also in diesem Fall als wirksamer heraus als die natürliche Auslese.
Der Versuchsaufbau war amüsant und widersprach eindeutig der klassischen Hypothese
von der
sexuellen Vermehrung als Motor der Evolution; aber das war sowieso nur noch
von anekdotischem Interesse. Sobald der genetische
Code völlig entschlüsselt war (und das war nur noch eine Frage von Monaten),
würde die Menschheit in der Lage sein, ihre eigene biologische Entwicklung zu
steuern; dann würde sich deutlich herausstellen, was die Sexualität
in Wirklichkeit ist: eine unnötige, gefährliche und regressive Funktion. Selbst
wenn es gelingen sollte, das Auftreten von Mutationen zu entdecken oder gar
ihre mögliche schädliche Wirkung zu ermitteln, gab es bisher nicht das geringste
Anzeichen für ihre Determinierung ; folglich gab es keinerlei Berechtigung dafür,
in ihnen einen bestimmten, nützlichen Sinn zu sehen. - Michel Houellebecq,
Elementarteilchen. München 2001 (zuerst 1998)
|
||
|
|
|