vangelien Spiegel und Obolus waren die Embleme der neuen Schismatiker.
Die Geschichte kennt sie unter vielen Namen (speculares, abysmales, Kainiten);
am geläufigsten ist jedoch histriones [»Gaukler«],
ein Name, den Aurelian ihnen anhängte und den sie sich tollkühn zueigneten.
In Phrygien hieß man simulacra [»Trugbild(n)er«],
desgleichen in Dardanien. Johannes Damascenus bezeichnet sie als formae [»Formen«];
gerechterweise muß man anmerken, daß Erfjord die Stelle zurückgewiesen
hat. Kein Häresiologe, der nicht mit Verblüffung von ihren ausschweifenden Gewohnheiten
berichtete. Viele histriones bekannten sich zur Askese;
manche verstümmelten sich, wie Origenes; andere hausten unter der Erde,
in den Kloaken; andere rissen sich die Augen aus; andere
(die Nebukadnezars von Nitrien), »grasten wie die Rinder, und ihre Haut
bedeckte sich mit Adlerflaum«. Von Kasteiung und Strenge gingen sie häufig zum
Verbrechen über; gewisse Gemeinden duldeten den Raub; andere den Mord;
wieder andere Sodomie, Blutschande und Vertierung.
Alle waren Lästerer; sie verfluchten
nicht nur den christlichen Gott, sondern auch die geheimen Gottheiten ihres
eigenen Pantheons. Sie verfertigten heilige Schriften, die zum Leidwesen der
Gelehrten verlorengegangen sind. Sir Thomas Browne schrieb um 1658: »Die
Zeit hat die vermessenen Histrionischen Evangelien getilgt, nicht aber
die Beschimpfungen, mit denen man ihre Gottlosigkeit
gegeißelt hat.« Erfjord hat die Vermutung geäußert, diese »Beschimpfungen« (die
sich in einem griechischen Codex erhalten haben) seien die verlorenen Evangelien.
- J. L. Borges, Die Theologen, nach (
bo3
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