unuchengatte Lumpchen
war Alfios Frau, aber sie gehörte dem Herrn Graf, der jetzt Bischof
war, und er hatte sie nur, um das Hausleben zu vereinfachen, an Alfio, seinen
Kammerdiener, verheiratet. Dem Alfio hatte er schon viele Wohltaten erwiesen,
zum Beispiel, als er ihn aufnahm. Denn in seiner Jugend war Alfio ein Pirat
übler Sorte, wie es viele im Mittelmeer gab. Da passierte dem jungen Mann das
Unglück, daß sein Schiff von Mauren gekapert wurde, sie gerieten alle in Gefangenschaft,
man machte ihn an der afrikanischen Küste, da er gut aussah und Manieren hatte,
zum Eunuchen, und er diente eine Anzahl Jahre im Harem eines reichen Muselmanns.
Die Flucht beendete diesen traurigen Zustand. Aber wieder in Italien angekommen,
abgerissen, ohne Lebenslust und mit dem Schaden seines Leibes hatte er keine
Aussichten. Er sang einige Zeit in Rom in dem Kastratenchor, und dann wurde
er vom Chormeister zu Botengängen und diskreten Bestellungen verwandt, und dabei
kam er an den leutseligen Grafen Felix, der sich auf den geistlichen Beruf vorbereitete
und an ihm Gefallen fand. An die verschiedenen Orte seiner Tätigkeit nahm Felix
ihn dann mit, der ehrenvolle Beruf eines Kammerdieners bei einem solchen Herrn
sagte Alfio zu. Felix ließ ihn an seinen klassischen Liebhabereien teilnehmen,
Alfio entwickelte sich zur Mittelsperson beim Ankauf antiker Kunst und bei
der Unterstützung von Künstlern. Es war dann auch selbstverständlich, daß Alfio
die Rolle eines Ehemanns der Clelia übernahm. Alfio war eifersüchtig auf diese
Person geworden und empfand eine tiefe Genugtuung, als ihm Felix, der Kenntnis
davon hatte, das Angebot machte. «Herr Graf kann sich auf mich verlassen», beteuerte
er, «ich bin lange Jahre Eunuch im Harem gewesen, wäre ich noch da, wäre ich
heute schon Obereunuch, und das ist ein Posten, der noch über einem Hausinspektor
steht.» -
Alfred Döblin, Amazonas. Romantrilogie. München 1991 (entst. 1935-37)
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