udämonologe Ich
nehme den Begriff der Lebensweisheit hier gänzlich im immanenten Sinne, nämlich
in dem der Kunst, das Leben möglichst angenehm und glücklich durchzuführen,
die Anleitung zu welcher auch Eudämonologie genannt werden könnte: sie wäre
demnach die Anweisung zu einem glücklichen Daseyn. Dieses nun wieder ließe sich
allenfalls definiren als ein solches, welches, rein objektiv betrachtet, oder
vielmehr (da es hier auf ein subjektives Urtheil ankommt) bei kalter und reiflicher
Ueberlegung, dem Nichtseyn entschieden vorzuziehn wäre. Aus diesem Begriff desselben
folgt, daß wir daran hiengen, seiner selbst wegen, nicht aber bloß aus Furcht
vor dem Tode; und hieraus wieder, daß wir es von endloser Dauer sehn möchten.
Ob nun das menschliche Leben dem Begriff eines solchen Daseyns entspreche, oder
auch nur entsprechen könne, ist eine Frage, welche bekanntlich meine Philosophie
verneint. - Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit
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