tymologie  Huer Eine offentliche Dirne / gemeine Schleppe / Metze / Vetel / die mit falsch angeschminkter Zier / manchen Jüngling lockt zu ihr. Die mit Hönigsüssen Worten hegt die Gall an allen Orten. Die mit Circe Zauberkunst wirbt und würckt verbottne Brunst. Die mit mancher Meucheltücke bringt den Buler in die Stricke / die mit Lügen kann vergnügen / die sich willig lassen trügen. Hand und Mund ist niemals stumm / und das Hertz weiss nichts darum.
 Sie ist ein Schandgefäß voller Unflat /eine Behaltniß der Unreinigkeit / ein Stein der Aergerniß und des Anstosses / eine betrügliche Syrene / eine Verführerin der Jugend / die auf den Abweg von der Tugend leitet an den Bettelstab. Balsac sagt / daß solche die erste Nacht ihrer Hochzeit nichts neues erfahre. Sie gleichet jener Grufft da Curtius hineingestürzt und selbe nit erfüllt: Sie gleicht der Pestilenz / die Unschuldigen vergifftend. Die niemals satte Wöffin / lustert nach Menschenfleisch.

Das Wort Huer kommet her von heuren / bestehen für gewisses Geld bedingen (sicut etiam meretrix a merendo nomen habet) oder von hüren / welches ein altes Wort / und so viel als beflecken, verunreinen / daher auch der Tauben Hüre genennt wird. Von vorbesagtem Wort heuren soll auch das Wort Heurat herstammen / und so viel seyn als eine Heurung oder Dingung / so mit Raht geschiehet / huren aber beschieht nicht mit Raht. - (hrs)

Etymologie (2) In der Volkskunde gilt ein wiederkehrender Toter, der Lebenden das Blut aussaugt, als Vampir. Die Bezeichnung Vampir für Blutsauger begegnet uns in Deutschland zum ersten Mal in philosophischen und medizinischen Abhandlungen aus dem Jahr 1732, die sich mit Fällen von Vampirismus auf dem Balkan beschäftigen. Der »Mercure Galant« übrigens erwähnt bereits 1694 wiederkehrende Blutsauger in Rußland und Polen und führt an, daß man sie dort Vampire nennt. Der Volkskundler Josef Klapper lehnt die Bezeichnung Vampir als wissenschaftlichen Terminus ab, weil der sogenannte blutsaugende Wiedergänger bei den einzelnen Völkern einen jeweils anderen Namen hat. Zum Beispiel nennen einige Balkanvölker den Vampir vukodlak, was mit Wolfspelz bzw. Werwolf zu übersetzen ist. Ein Werwolf ist aber kein Blutsauger. Für Tote, die aus dem Grabe kommen, um Lebenden das Blut auszusaugen, wählt Klapper deshalb die verallgemeinernde Bezeichnung »schädigende Tote«.

Eine eindeutige etymologische Herkunft des Wortes Vampir gibt es nicht. Miklosisch belegt im »Wörterbuch für slawische Sprachen« die türkische Herkunft: Das nordtürkische Wort über entspricht dem Serbischen vampir. Die Endsilbe pir (per) heißt fliegen. Ein Vampir wäre demnach ein Nichtflieger. Die türkische Herkunft des Vampirismus auf dem Balkan wird in vielen Berichten angeführt, auch in Märchen und Sagen gibt es entsprechende Hinweise. Josef Klapper entscheidet sich für die Ableitung von Vampir aus dem Polnischen: Das Verb upierzyc heißt mit Federn versehen und upior bedeutet geflügeltes Gespenst. Als Heimat des Vampirs gibt Klapper Bulgarien an, die bulgarische Form des Vampirismus leitet er aus dem Glauben an allgemein schädigende Tote in Schlesien und Polen ab, der bereits wesentliche Züge des Vampirglaubens enthält. Oft wird auch die Auffassung vertreten, das Wort Vampir bedeute Blutsauger. In seinem Traktat »Von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern« hat schon Michael Ranft gegen diese unhaltbare etymologische Erklärung polemisiert: »Alleine wenn er«, hält er Joh. Chr. Harenberg entgegen, »die Etymologie des Worts Vampir aus der Griechischen und Deutschen Sprache herleiten will und behauptet, vam sey so viel als alj-ia, das Blut, und piren so viel, als begierig seyn, so kommt mirs eben so für, als wenn ich mit einigen heutigen Wortforschern das Wort Europa, Eupcona, aus dem Französischen auf rompu, ein zerbrochenes Ey, herleiten wolte, weil die Alten die Weltkugel vor ein Ey gehalten, das durch die Sündfluth zerbrochen worden: da nun die Oberfläche der Erd-Kugel gleichsam voneinander gerissen worden, habe man gesagt, es habe das Ey Ritze oder Risse bekommen, weßwegen auch im Hebräischen die Erde Erez heisse.« - (vamp)

Etymologie (3) Daß dieses Tier schmutzig sei, leitet Isidor, Bischof von Sevilla, in seinen phantasievollen Etymologien (7. Jahrhundert) aus dem Namen «porcus» ab: das deute doch ganz sicherlich auf ‹spurcus›, dreckig; das Schwein wälze sich in Kot und Schlamm. Die antiken Schriftsteller lassen kaum eine gute Borste an diesem im Leben oft mißachteten, nach seinem Tode aber höchst nahrhaften Hausvieh (Sus) aus der Familie der Schweine (Suidae). Es gilt als ungelehrig und ungehorsam, unsauber und triebhaft-unsittlich, angeblich frißt es sogar seine eigenen Kinder auf. In der Tat stellt die (dieses Mal wissenschaftliche) Etymologie von «scrofa» («Sau», im Dialekt auch ‹Loos› und ‹More›) einen engen Zusammenhang mit «Schraube» (und Schraubenmutter) her; gemeint ist allemal die dreckige alte Dirne. Freilich ist auch das süddeutsche «Saupetz» (gemeint ist aper, der Eber) keine freundliche Anrede; wollte man allerdings den alten Isidor nachahmen, so müßte man «Saubär» von «sauber» ableiten. - (schen)

Etymologie (4) Nomos ist griechisch und bedeutet »Weide«, und der »Nomade« ist ein Häuptling oder Stammesältester, der die Zuweisung von Weidegründen beaufsichtigt. Nomos nahm daher die Bedeutung »Gesetz«, »gerechte Verteilung«, »das, was kraft des Brauchtums zugewiesen wird« an — und. wurde so die Grundlage filr die gesamte westliche Gesetzgebung.

Das Verb nemein - »grasen«, »weiden«, »einordnen« oder »verbreiten« — hatte schon bei Homer eine zweite Bedeutung: »verhandeln«, »verteilen« oder »austeilen« — insbesondere Land, Ehre, Fleisch und Getränke. Nemesis ist die »Verteilung von Gerechtigkeit« und damit von »göttlicher Gerechtigkeit«. Nomisma bedeutet »gültige Münze«: von daher »Numismatik«. - (chatw)

Etymologie (5) Das lateinische Wort ›Aurora‹ (Morgen-Dämmerung) läßt sich mühelos ableiten von einem älteren ›ur-ur‹, das an zwei Stellen durch ein A ergänzt worden ist. Die Veränderungen sind natürlich immer späteren Datums. Nun ist ›ur-ur‹ phonetisch das Überbleibsel eines ›Lemuren-Wortes‹ und als Laut charakteristisch für die ganze Gattung. Wenn man etwas über das Leben dieser Lemuren erfahren will (die heute in den Tropen, vor allem auf Madagaskar leben), stellt man mit Überraschung fest, daß sie sich mit Vorliebe einer Art Morgenandacht hingeben. Sie sitzen mit emporgehobenen Händen in der gleichen Körperhaltung wie der berühmte griechische Adorant und wärmen sich in der Sonne ... Man darf daher mit gewissem Recht annehmen, daß Aurora, die römische Göttin der Morgenröte, letztlich ihren Ursprung in diesen morgendlichen Gebetsübungen eines Lemuren hat.   - Georg Schwidetzki, Do you speak Chimpanzee? Aus: Edith Sitwell, Englische Exzentriker. Berlin 2000 (Wagenbach Salto 93, orig, 1933)

Etymologie (6) Mich beschäftigt, dass die Römer für die Muße und das Nichtstun das primäre und ursprüngliche Wort hatten, eben otium, während die Arbeit und die Mühe mit einem sekundären und abgeleiteten, einem verneinten Wort auskommen mussten: Negotium. Man müsste denn negotium auch wörtlich als "Unmuße" oder "Nichtmuße" übersetzen. Man gewinnt so etymologisch den Eindruck, als habe man die Arbeit als eine Unterbrechung der Ruhe angesehen und nicht umgekehrt, wie wir heute den Urlaub und die Ferien als die kurze Unterbrechung von Beruf oder Schule betrachten. - Alois Brandstetter

Etymologie (7) The word Roman itself is perfectly English, like other words ending in man or men, as Hangman, Drayman, Huntsman, and several others. lt was formerly spelt Row-man, which is the same with Water-man. And therefore, when we read of Jesta, (or, as it is corruptly spelt, Gesta) Romanorum, it is to be understood of the rough manner of jesting used by watermen; who, upon the sides of rivers, would row man or‘um. This, I think. is clear enough to convince the most incredulous. - (pun)

Etymologie (8)  George Grosz schrieb in seiner Autobiografie, dass der Schriftsteller Hugo Ball im Kreise einiger Künstler  verschiedenster Sparten mit einem Federmesser  in ein deutsch-französisches Wörterbuch  stach und das Wort dada (frz. für „Steckenpferd“) traf. Hiernach soll er dann den Dadaismus benannt haben. Dem ähnelt die Variante, dass Hugo Ball und Richard Huelsenbeck in einem deutsch-französischen Wörterbuch nach einem Namen für die damalige schweizerische Sängerin des Cabarets Voltaire „Madame le Roi“ suchten und auf das Wort „dada“ stießen.

Marcel Janco allerdings, selbst Dadaist, erklärte in einem Interview, die Geschichte mit dem Messer sei im Nachhinein erfunden worden und ein schönes Märchen, weil sie sich besser anhöre als die weniger poetische Wahrheit. Für wahrscheinlicher hielt er, dass ein damals in Zürich erhältliches und hinlänglich bekanntes Haarwaschmittel namens „DADA“ die Künstlergruppe zur Namensgebung anregte. Eine verbreitete Annahme wiederum besagt, dass das Wort „DADA“ der Kleinkindersprache in Frankreich / Deutschland entnommen worden sei.

Einer weiteren Erklärung zufolge leitet sich der Begriff von einer Veröffentlichung des französischen Anarchisten Alphonse Gallais ab. Dieser brachte 1903 unter dem Pseudonym A. S. Lagail ein Buch mit dem Titel „Les paradis charnels, ou le divin bréviaire des amants, art de jouir purement des 136 extases de la volupté“ (dt. Das Paradies des Fleisches oder Das göttliche Liebesbrevier. Die Kunst, die Wollust in 136 Verzückungen zu genießen) heraus. Darin werden im 15. Kapitel eine Reihe von Positionen geschildert, die dort allesamt „à dada“ genannt werden. Auch hier liegt der Zusammenhang zu einem Steckenpferd, auf welchem man reiten kann, nahe. - Wikipedia

Etymologie (9)   Murphy schob das Öfchen so dicht wie möglich ans Bett, ließ sich in die Mitte der durchhängenden Matratze sacken und versuchte, in seinem Geist zu leben. Da sein Körper zu sehr mit seiner Müdigkeit beschäftigt war, um es zu gestatten, ergab er sich dem Schlaf, Schlaf, Sohn des Erebos und der Nacht, Schlaf, Halbbruder der Furien.

Als er erwachte, war die Kammer voll Mief. Er stand auf und öffnete die Dachluke, um zu sehen, welche Sterne er unter sich hatte, schloß sie aber sofort wieder, da keine Sterne da waren. Er zündete die große, dicke Kerze am Öfchen an und ging zum WC hinunter, um das Gas abzudrehen. Was war die Etymologie von Gas? Auf seinem Rückweg untersuchte er den Fuß der Leiter. Sie war nur leicht angeschraubt, Ticklepenny könnte da Abhilfe schaffen. Er zog sich bis auf sein Diensthemd aus, klebte die Kerze mit ihrem eigenen Talg am Boden fest, am Kopfende des Betts, stieg hinein und versuchte, in seinem Geist zu leben. Aber sein Körper wurde noch immer zu sehr von seiner Müdigkeit in Anspruch genommen. Und die Etymologie von Gas? Könnte es dasselbe Wort wie Chaos sein? Kaum. Chaos war Gähnen. Aber dann wäre Kretin gleich Christ. Chaos geht noch an, es mochte nicht richtig sein, war aber amüsant. Für ihn würde hinfort Gas Chaos und Chaos Gas sein. Es konnte bewirken, daß man gähnte, lachte, weinte, warm wurde, zu leiden aufhörte, etwas länger lebte oder etwas früher starb. Was konnte es nicht? Gas. Konnte es einen Neurotiker in einen Psychopathen verwandeln? Nein. Nur Gott konnte es. Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern. Das Chaos- und Wasserversorgungsgesetz. Die Chaos, Licht- und Koksgesellschaft. Hölle. Himmel. Heien. Celia.  - (mur)

Etymologie (10)  »Vom Ghetto von Venedig hat er mir später gesprochen. Er hat mir erzählt, daß es das erste war, das so hieß und dann allen anderen diesen Namen gegeben hat. Dort war nämlich ein >getto<, das heißt, eine Gießerei.«   - Fruttero & Lucentini, Liebhaber ohne festen Wohnsitz. München 1990

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