Eselsgesang    »Los einisch, Fridu!« wandte sich Studer an das Maultier Er hatte beschlossen, es Friedel zu nennen, Fridu, wie sie daheim sagten »los einisch!« Aber das Maultier wollte nicht lose, es fraß weiter und riß von Zeit zu Zeit an den Zügeln, in deren Schlaufe Studers Handgelenk hing. Da zog der Wachtmeister ein paar Stück Zucker aus der Tasche: »Sä!« sagte er. Das Maultier kam näher, reckte den Hals, blies Studer seinen warmen Atem über die Hände, das war wohltuend, nahm mit viel Anstand den Zucker mit den weichen Lippen, kaute andächtig, rollte sittsam die Augen und stieß dann einen Laut aus, der dem Wachtmeister in des Ausdrucks wahrster Bedeutung durch die Gebeine hindurch bis ins Knochenmark fuhr... Ein Zwitterding war dieser Laut, halb Eselsgeschrei, halb Pferdegewieher - aber das arme Tier konnte nichts dafür... Es sang, wie es konnte...  - Friedrich Glauser, Die Fieberkurve. Zürich 1989 (zuerst 1937)

Esel Gesang


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