rzieher   Ein Onkel ohne Adelsprädikat hat zehn Jahre lang das Schulgeld für ihn bezahlt. Der Onkel hatte vier Töchter. Täglich führte er die fünf gemeinsam in einen kleinen Wald, über Kornfelder, über Wiesen, die Namen und Lebensgewohnheiten von Blumen und Vögeln erklärend. Er beschränkte sich auf Blumen und Vögel. Als Ajax ihn, in Gegenwart der Töchter, einmal fragte, ob er wisse, wie sich die Hasen begatten, bekam er drei Tage Stubenarrest. Der Onkel meinte, Karzer sei dem Sprößling eines vornehmen Geschlechtes angemessen. Er wurde niemals geprügelt. - Man bedeutete ihm, daß sein Vater, der wahrscheinlich einen kleinen Handel mit Rosinen und Pfeffer betrieben hatte, ein herzoglicher Kaufmann gewesen sei; man vermied es, von einem »königlichen Kaufmann« zu sprechen, weil es kein großartiger Handel gewesen war. Jedenfalls hinterließ dieser Vater ihm nichts - außer einer in Leinöl getränkten Schlagkeule eines mexikanischen Ballspiels.

Mit siebzehn Jahren ist er dem Erzieher, der die Absicht hatte, ihn mit einer seiner Töchter zu verheiraten, davongelaufen, weil er, ohne an eine Ehe zu denken, seine Neugier an dem ältesten Mädchen stillte. - (jah)

Erzieher (2)

Erzieher (3)  Somba, der Hase, ging zu Uobogo, dem Elefanten, und sagte: » Gib mir deine kleine Tochter; ich bin bereit, sie großzuziehen.« Uobogo war es zufrieden. Somba nahm die kleine Tochter des Uobogo mit nach Hause. Dort tötete er sie und lebte mehrere Tage von ihrem guten Fleisch. Eines Tages begegnete er Uobogo. Uobogo fragte: »Nun, wie geht es meiner kleinen Tochter?« Somba sagte: »Sie wächst; sie wächst. Man hat seine Freude an dem Kind.« Uobogo war zufrieden und ging weiter.

Somba ging zu Junde, dem Nilpferd, und sagte: »Gib mir deine kleine Tochter; ich bin bereit, sie großzuziehen.« Junde war damit einverstanden. Er übergab sie Somba. Somba nahm die kleine Tochter des Junde mit nach Hause. Dort tötete er sie und lebte mehrere Tage von ihrem guten Fleisch. Eines Tages begegnete er Junde. Junde fragte: »Nun, wie geht es meiner kleinen Tochter?« Somba sagte: »Sie wächst; sie wächst. Man hat seine Freude an dem Kind.« Junde war damit zufrieden.   - Leo Frobenius, Schwarze Sonne Afrika. München 1996

Erzieher (4)  Ein Großteil der Erziehungsarbeit wurde von meinen Onkeln Godwin und Irving, Halbbrüdern meines Vaters, geleistet. Der arme Godwin, ein fataler Name in unserer Familie, er war nicht ganz richtig im Kopf. Er hat mir ein Gedicht beigebraeht, das ich nie vergessen habe:

Geht den Mädchen
Bloß aus dem Weg, Jungs,
Macht einen Bogen um sie rum,
Denn habt ihr sie erst mal gefreit,
Sind sie nicht mehr gescheit
Und prügeln euch krumm und dumm.

Er hat nie geheiratet, sondern starb, geistig umnachtet, viele Jahre später in Morris Plains. Er verstand es großartig, die Phantasie eines Kindes zu wecken.  - (wcwa)

 

Erziehung

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Lehrer
Synonyme